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Geheimnisvolle Kanäle entdeckt

Bei Ausgrabungen in Jerusalem stoßen Archäologen auf zwei Kanalsysteme aus der Zeit des Ersten Tempels. Welchem Zweck sie dienten, ist ihnen schleierhaft.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – Eine Entdeckung aus der Zeit des Ersten Tempels in Jerusalem gibt Archäologen Rätsel auf. Es handelt sich um zwei etwa 2.800 Jahre alte Kanalsysteme, in denen offenbar Produkte eingeweicht wurden. Da es keine Rückstände gibt, ist die Deutung schwierig.

Auch die Datierung fällt nicht leicht. Ohne organisches Material ist die Anwendung der Radiokarbonmethode nicht möglich. Die Kanalrinnen befanden sich in der Nähe des Tempels und des Königspalastes, spielten also offenbar eine wichtige Rolle für deren Bewirtschaftung.

Der zweite Kanal half bei der Feststellung, dass die Anlage am Ende des 9. Jahrhunderts vor Christus außer Betrieb genommen wurde. Denn in dieser Zeit wurde eine Mörtelschicht über das System gelegt. Keramikfunde bestätigen diese Datierung.

An den Ausgrabungen sind die Israelische Altertumsbehörde (IAA), die Universität Tel Aviv (TAU) und die für die Davidstadt verantwortliche Organisation beteiligt. Jiftach Schalev von der IAA sprach in einer Mitteilung vom Mittwoch von einer „einzigartigen Entdeckung“.

Auch Polizei ist ratlos

„Da wir noch nie eine solche Struktur in Israel gesehen hatten, wussten wir nicht, wie wir sie deuten sollten“, sagte der Archäologe laut der „Jerusalem Post“. „Wir brachten einige Experten an die Stätte, um zu sehen, ob es im Boden oder Felsen irgendwelche Rückstände gab, die mit bloßem Auge nicht sichtbar waren.“ Sie sollten helfen, zu verstehen, was in den Kanälen floss oder gelagert wurde.

Um etwaige organische Überreste oder Spuren von Blut zu finden, rekrutierten die Archäologen sogar die forensische Abteilung der Polizei. Bislang kamen allerdings weder israelische noch ausländische Experten zu einem Ergebnis.

„In jener Zeit umfasste Jerusalem ein Gebiet, das die Davidstadt und den Tempelberg einschloss, die als Herz Jerusalems dienten“, erklärte TAU-Professor Juval Gadot. Zur rituellen Aktivität habe es gehört, landwirtschaftliche Tier- und Pflanzenprodukte zum Tempel zu bringen.

Die beiden Systeme waren etwa 10 Meter voneinander entfernt. Das nördliche bestand aus neun Kanalrillen. Die Flüssigkeiten konnten in entgegengesetzte Richtungen fließen. Das südliche System hatte mindestens fünf Rillen, die alle in dieselbe Richtung führten. Damit diente es nach Einschätzung der Wissenschaftler eher der Entwässerung. Wofür es genutzt wurde, ist hingegen unklar.

Foto: Israelische Altertumsbehörde, Facebook
Das nördliche Kanalsystem

Die Zeitung „Ha’aretz“ nennt zwei mögliche Verwendungen der Kanäle, die sich allerdings nicht erhärten lassen. So hätten sie zum Einweichen von Flachs für die Herstellung von Leinen dienen können.

Eine andere Möglichkeit betrifft die Produktion von Dattelhonig, der damals im Orient gebräuchlich war. Dafür wurden Datteln in der Sonne erhitzt. Dies könnte in den Kanälen geschehen sein. Ähnliche Vorrichtungen haben Archäologen in den Golfstaaten Oman, Bahrain und Iran entdeckt. (eh)

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