SDEROT (inn) – Die israelische Wüstenstadt Sderot hat am Dienstagmorgen einen Generalstreik eröffnet. Damit protestieren die Bewohner gegen die permanenten palästinensischen Raketenangriffe und die wirkungslosen Aktionen von Armee und Regierung.
Am Morgen schlossen die Menschen in Sderot drei Ortseingänge. Fahrzeuge können allerdings durch das Industriegebiet in die Stadt gelangen. Am Abend sollen Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Straßenlampen ausschalten. Bereits seit einigen Tagen werden Kindergärten und Schulen bestreikt. Bürgermeister Eli Mojal teilte mit, der Generalstreik sei unbefristet.
Ursprünglich sollte die Großdemonstration bereits am Montag beginnen. Doch Mojal hatte sie verschoben, nachdem Staatspräsident Mosche Katzav für diesen Tag einen Besuch in Sderot angekündigt hatte. Er kam mit Verteidigungsminister Amir Peretz, der in der Stadt lebt. Sie trafen den Bürgermeister und Bewohner, die Angehörige durch Raketenangriffe verloren haben.
Unterdessen feuerten Palästinenser am Dienstag mindestens zwei Kassam-Raketen auf Sderot ab. Eine landete auf offenem Feld, eine zweite schlug im Gazastreifen ein. Dies berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“. Seit April 2001 sind mehr als 3.000 Raketen im israelischen Gebiet um den Gazastreifen aufgekommen.
Peres-Äußerung sorgt für Ärger
Den Ärger der Menschen in Sderot erregte am Montagabend Israels Vizepremier Schimon Peres, der auch Minister für die Entwicklung von Galiläa und Negev ist. „Wir müssen die Hysterie beenden, die wir alle wecken“, sagte er vor Journalisten in der Knesset. „Stattdessen müssen wir sagen: ‚Wir werden damit fertig werden‘.“ Auch Kirijat Schmonah nahe der libanesischen Grenze sei jahrelang beschossen worden.
Mojal teilte daraufhin mit: „Sderot kocht wegen der Bemerkungen von Schimon Peres. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass wir ihn zu einer persona non grata in dieser Stadt erklären werden. Er sollte nicht in die Nähe kommen, denn wenn er für die Entwicklung von Galiläa und Negev verantwortlich ist und das seine Absicht bezüglich des Negev ist, dann ist das eine furchtbare Schande für das Volk Israel.“
Am Dienstag relativierte Peres seine Äußerungen, die aus dem Kontext gerissen und missverstanden worden seien: „Ich habe gesagt, dass alles getan werden muss, um Schutz zu gewähren und alle Mittel zu ergreifen, um die Kassams zu stoppen. Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht einen Schein von Hysterie in den Augen der Araber schaffen, als wären wir hilflos und in Panik und würden gehen.“
Gebetsanliegen für Klagemauer
Ebenfalls am Montag besuchte Rabbi Schmuel Rabinowitz von der Klagemauer die raketengeplagte Stadt, um die Bewohner zu ermutigen. Dabei traf er sich auch mit Hungerstreikenden, die ein Protestzelt vor Peretz‘ Haus errichtet haben. Laut dem Informationsdienst „Arutz Scheva“ konnten die Bewohner ihre Gebetsanliegen auf Zettel schreiben. Diese nahm der Rabbiner dann mit nach Jerusalem, um sie entsprechend der Tradition zwischen die Steine der Klagemauer zu stecken.