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Gedmin-Kolumne in der „Welt“: „Lieber hässlich als tot“

BERLIN (inn) – Der Leiter des rennomierten Aspen-Instituts in Berlin, Jeffrey Gedmin, hat in einem Beitrag in der Tageszeitung „Die Welt“ seine persönlichen Eindrücke einer Besichtigung des israelischen Sicherheitszaunes zusammengefasst. Sein Fazit: „Der Zaun ist hässlich. Aber ich ziehe Hässlichkeit dem Tod allemal vor.“ Israelnetz dokumentiert den Beitrag aus der heutigen Ausgabe der „Welt“.

Vorige Woche habe ich Ariel Scharons berüchtigten Zaun besichtigt. Ich saß auch im Jerusalemer Café „Cafit“. Vor zwei Jahren versuchte ein Selbstmordattentäter, das Lokal in die Luft zu sprengen. Heute steht wie bei jedem solcher Etablissements ein Wachtposten vor der Tür. Seitdem die Israelis begonnen haben, ihren Sicherheitszaun zu bauen, sind die terroristischen Anschläge drastisch zurückgegangen. Der Zaun ist hässlich. Aber ich ziehe Hässlichkeit dem Tod allemal vor.

Wie ist es zu dieser Situation gekommen? Im Jahr 2000 hat Ehud Barak, Premier von der Arbeitspartei, den Palästinensern einen unabhängigen Staat und 95 Prozent der umstrittenen Gebiete angeboten. Die Palästinenser lehnten ab und starteten eine neue Serie von Attentaten. Der frühere palästinensische Kommunikationsminister Imad A Faludschi sagte damals: „Wer glaubt, die Intifada sei eine Reaktion auf Scharons Besuch der Al-Aksa-Moschee, der irrt – diese Intifada wurde im Voraus geplant.“

Seit Beginn der Intifada wehren sich die Israelis, läuft die palästinensische Propaganda auf Hochtouren (erinnern Sie sich an das „Massaker“ von Jenin?) und richtet sich die Meinung der Weltöffentlichkeit gegen den jüdischen Staat. Auf dem Höhepunkt der Gewalt im Frühjahr 2002 – allein im März fielen 85 Israelis neun Selbstmordattentaten zum Opfer – brachte die griechische Zeitung „Ethnos“ einen Cartoon, in dem als Nazis verkleidete israelische Soldaten zu sehen sind. Die Bildunterschrift lautet: „Wir waren nicht in Auschwitz und Dachau, um zu leiden, sondern um zu lernen.“ Diese mörderischen Israelis, was? Letzte Woche besuchte ich einen Stadtteil in Jerusalem, der an das palästinensische Bethlehem grenzt. Vor zwei Jahren haben hier Heckenschützen, die sich auf den Hügeln von Bethlehem verschanzten, israelische Kinder auf ihrem Schulweg beschossen. Selbstmordattentäter hatten freien Zutritt. Das ist im Verlauf der letzten beiden Jahre anders geworden. Ich konnte jetzt auf der ehemaligen Allee der Heckenschützen spazieren gehen, ohne Angst haben zu müssen.

Es ist im ganzen Land anders geworden. Die Israelis haben Fabriken zur Herstellung von Bomben demontiert. Erinnern Sie sich an Jenin? Sie haben Schlüsselfiguren innerhalb der terroristischen Führung ausgeschaltet. Sie haben auch begonnen, einen 750 Kilometer langen Grenzzaun zu bauen. Leider bedeuten Bilder von Bewachungstürmen, Polizeipatrouillen und Stacheldraht, dass Israel den Public-Relations-Krieg wieder einmal verliert. Der Zaun löst gewiss nicht alle Probleme. Im Gebiet von Gilboa allerdings ist die Anzahl terroristischer palästinensischer Zwischenfälle von jährlich 600 auf null zurückgegangen. Gar nicht so schlecht.

Natürlich möchte ich, dass der Zaun auf die denkbar menschlichste Art und Weise errichtet wird. Israels Oberstes Gericht urteilte vor kurzem, der Zaun würde an einigen Stellen „den Anwohnern schweren und gravierenden Schaden zufügen.“ Die israelische Regierung will den Verlauf des Zauns an einigen Abschnitten umleiten, um die Entbehrungen der Palästinenser möglichst gering zu halten. Das ist der richtige Weg.

Dennoch fürchte ich, wir werden uns weiterhin das Gewäsch anhören müssen, der Zaun sei unmoralisch. Freimut Duve bezichtigt Israel in der „Süddeutschen Zeitung“ der „Vertreibung“ der Palästinenser. Es steht zu erwarten, dass der Internationale Gerichtshof diese Woche entscheidet, der Zaun sei illegal. Lassen Sie mich den Verteidigern von Recht und Gerechtigkeit einen Vorschlag machen. Amerika und seine Verbündeten gehören der Genfer Völkermord-Konvention an. Die Unterzeichnenden haben sich verpflichtet, „den Völkermord zu verhüten und zu bestrafen“. Die Konvention definiert Völkermord unter anderem als eine „Tötung“, „die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören“. Das nenne ich den palästinensischen Terror in Wort und Tat auf den Punkt gebracht. Wie wäre es damit: Wir halten uns an das Völkerrecht und beenden den Terror. Die Israelis entspannen sich zur Abwechslung. Und die Palästinenser beweisen uns, dass sie den Frieden mit dem jüdischen Staat wirklich wollen.

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