TEL AVIV (inn) – Israelische und ausländische Politiker haben am Montagabend in Tel Aviv das Jitzhak-Rabin-Zentrum eingeweiht. An den Gedenkfeiern für den vor zehn Jahren ermordeten Regierungschef Rabin nahm auch der scheidende Bundesaußenminister Joschka Fischer teil.
Israels Premierminister Ariel Scharon rief die Gründer des Zentrums auf, „an Jitzhak Rabin zu erinnern, wie er wirklich war“. Es habe in den vergangenen Jahren Versuche von einzelnen Gruppierungen gegeben, ihn für sich zu beanspruchen. Das sei ein Fehler gewesen. Zum Jitzhak-Rabin-Zentrum gehören ein Ausbildungszentrum, ein Museum zur Geschichte der israelischen Gesellschaft und Demokratie sowie eine Bibliothek und Archive.
Gedenken auf Herzl-Berg
Bereits am Nachmittag hatten sich zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens zu einer Gedenkveranstaltung auf dem Herzl-Berg in Jerusalem versammelt. Scharon sagte, er habe Rabin „geliebt“ und bewundert: „Wir sind einen langen Weg miteinander in der israelischen Armee gegangen. Unsere gegenseitige Anerkennung behielten wir bei, als wir entgegengesetzte politische Wege einschlugen.“ Er habe sich nicht mit Kritik an Rabin zurückgehalten, und umgekehrt sei es ebenso gewesen. An Rabins Rechtschaffenheit und seiner Verpflichtung gegenüber dem israelischen Volk habe er nie gezweifelt, fügte Scharon hinzu.
Rabins Enkel Michael zündete eine Gedenkfackel für den ermordeten Premier an. Der Sohn des Regierungschefs, Juval, sprach das jüdische Totengebet „Kaddisch“ für seinen Vater.
Staatspräsident Mosche Katzav bezeichnete den ersten Mord an einem israelischen Regierungschef durch einen Juden als „Bruch“ in der jüdischen Nation. „Er ist ein Scheitern des Ausbildungssystems und des Sicherheitsapparates, ein Scheitern bei dem Versuch, nationale und moralische Werte beizubringen, die moralischen Werte der Torah.“
Sondersitzung der Knesset
Im israelischen Parlament fand eine Sondersitzung statt, die dem Gedenken an Rabin gewidmet war. Knesset-Sprecher Reuven Rivlin kritisierte in seiner Rede diejenigen, die zehn Jahre nach dem Mord versuchten, daraus politische Gewinne zu erzielen. „Gewinnt Rabins Vermächtnis Herzen als ein Mythos, der einer bestimmten Ideologie dient?“, fragte der Parlamentsvorsitzende mit Bezug auf die Oslo-Verträge. „Wir haben uns hier nicht aufgrund von Rabins Vermächtnis versammelt, sondern wegen des Mordes.“
Dabei betonte Rivlin, dass der Premier wegen seines politischen Weges umgebracht worden sei. „Wir sollten das nicht verwischen oder vergessen, aber im selben Atemzug müssen wir hinzufügen, dass dies seinen politischen Ansichten kein zusätzliches Gewicht verleiht. Viele gute Leute waren nicht mit ihnen einverstanden und sind es bis heute nicht.“
Die Worte des Knesset-Sprechers stießen bei vielen Abgeordneten auf scharfe Kritik. Sie warfen ihm vor, für einen Sprecher des Parlaments nicht neutral genug gewesen zu sein. Das berichtet die „Jerusalem Post“.
Fischer nahm im Rahmen seines Abschiedsbesuches in Israel an den Veranstaltungen teil. Aus den USA waren der frühere Präsident Bill Clinton, seine Frau Hillary und Außenministerin Condoleezza Rice gekommen.