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Geburtstag Israels für Dirigent Barenboim kein Grund zum Feiern

JERUSALEM (inn) - Der israelische Dirigent Daniel Barenboim will aus Respekt vor dem Leid der Palästinenser nicht an den diesjährigen Festakten der 60-jährigen Unabhängigkeit Israels teilnehmen. Dies kündigte er am Donnerstag auf einer Pressekonferenz an. Sein Konzert am Freitag in Jerusalem erklärte er zu einer "antipolitische Geste".

Die Vorstellung mit dem Titel „Ein Konzert für zwei Völker“ richte sich „gegen Ignoranz und fehlende Wissbegier“ auf beiden Seiten des israelisch-palästinensischen Konfliktes. Eine neue Besetzung aus 33 jungen Palästinensern und Israelis spielt Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy.

Barenboim, geboren in Argentinien und aufgewachsen in Israel, setzt sich für ein friedliches Zusammenleben von Juden und Arabern und auch aktiv für die Rechte der Palästinenser ein.

Zusammen mit dem verstorbenen Palästinenser Edward Said hatte er das „West-Eastern Diwan Orchestra“ gegründet, das ausschließlich aus Juden und Arabern besteht. Einige davon werden auch am Freitag auftreten.

In der Vergangenheit provozierte Barenboim mehrmals mit Aufführungen von Werken Wagners, des Lieblingskomponisten Hitlers. Zu Beginn des Jahres sorgte er für Aufregung durch die Annahme der palästinensischen Ehrenbürgerschaft.

Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, wolle der Musiker aus Respekt vor dem Leid der Palästinenser nicht an Feierlichkeiten zu Israels Unabhängigkeitstag teilnehmen, den Palästinenser als den Jahrestag der „Katastrophe“ bezeichnen. „60 Jahre Unabhängigkeit Israels bedeutet auch, 60 Jahre Leid für die Leute, die hier waren“, erklärte er auf der Pressekonferenz.

Das Konzert am Freitag nannte Barenboim eine „antipolitische Geste“. „Dieses Konzert ist eine Anerkennung der Tatsache, dass der Konflikt vordergründig ein zwischenmenschlicher Konflikt ist, der auch als solcher gelöst werden muss“, sagte er. „Wir müssen diesen Konflikt aus dem politischen und militärischen Bereich nehmen und ihn wieder zu dem machen, was er wirklich ist.“

Im vergangenen Dezember hatte das israelische Militär einem palästinensischen Mitglied des Diwan-Orchesters die Einreise in den Gazastreifen verwehrt. Daraufhin sagte das Orchester Barenboims die Vorstellung ab. „Es ist nicht besonders intelligent, solche Veranstaltungen zu stoppen“, hatte Barenboim daraufhin kritisiert. „Ich kann keine Verbindung zwischen dem und der Sicherheit des Staates Israel erkennen, und ich denke, es ist sehr dumm, den 200 Menschen, die sich diese Barockmusik anhören wollten, einen weiteren Grund zum Hass zu liefern.“

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