GAZA (inn) – Nach Israels Abzug sollen die Kinder im Gazastreifen als Perspektive Alternativen zur Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe kennen lernen. Der Kampf um weitere Gebiete solle fortgeführt werden, allerdings auf einer politischen Ebene, sagte Planungsminister Ghassan al-Chatib.
„Armut und Arbeitslosigkeit zu senken und eine Atmosphäre zu schaffen, die dazu beiträgt, dass militante Tendenzen unter Kindern reduziert werden – das hat höchste Priorität“, so der Minister gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir wollen die richtigen Programme entwickeln, die ihre Energie auffangen und in der richtigen Richtung kanalisieren.“ Die palästinensische Führung konzentriere sich darauf, Lehrpläne zu verbessern und eine Umgebung zu fördern, die den Kindern helfe, Ausbildung, Bürgerpflichten und letztlich die Suche nach einem Arbeitsplatz in den Mittelpunkt zu stellen.
Unterdessen haben die Behörden im Gazastreifen Bilder an Wänden übertüncht, auf denen „Märtyrer“ abgebildet waren. Diese präsentierten Gewehre oder Gürtel für Selbstmordanschläge. „Wir haben keine Athleten oder Filmstars oder andere Prominente, zu denen die Kinder aufschauen können“, erklärt der Psychiater und Menschenrechtler Ejad Sarradsch aus Gaza. „Jeder, der gegen Israel kämpft, dient als Vorbild. Militante und Märtyrer sind hier die einzigen Vorbilder.“
Auch nach dem Rückzug müssten die Kinder kämpfen, um weitere Gebiete zu gewinnen, meint Al-Chatib. „Sie müssen das nur durch politischen Aktivisten tun statt mit Gewalt.“
Bevor die Israelis den Gazastreifen verließen, hatte Sarradsch eine Umfrage in Auftrag gegeben. Dabei sagten 37 Prozent der Zwölfjährigen in Gaza, sie wollten nicht nur gegen Israel kämpfen, sondern „Märtyrer werden“. „Die Veränderung in ihrer Einstellung hängt von der Geschwindigkeit der Veränderung in der Umwelt ab“, so der Psychiater. „Der Rückzug hat eine Veränderung in den Umständen geschaffen, und das hat die Kinder positiv beeinflusst. Weitere Veränderungen werden sie noch mehr beeinflussen.“
Von den rund 3,8 Millionen Palästinensern sind mehr als die Hälfte unter 18 Jahren. Das berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“.