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„Gaza-Sderot“: Palästinenser und Israelis tagen gemeinsam

SDEROT (inn) - Am Sapir College nahe der israelischen Stadt Sderot hat am Montag eine seltene Zusammenkunft begonnen: Palästinenser aus dem Gazastreifen und Israelis aus der von palästinensischen Raketenangriffen geplagten Region halten dort eine viertägige Konferenz ab, in der sie über die Situation vor Ort sprechen.

Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Gaza-Sderot: Von der Krise zur Nachhaltigkeit". Besprochen werden sollen unter anderem die politische Situation, die Rolle der Zivilgesellschaft bei der Schaffung einer nachhaltigen Zukunft, die Entwicklungen in einzelnen Gemeinden, wirtschaftliche Aspekte des Konflikts, die Auswirkungen des Konflikts auf Kinder und Jugendliche sowie auf die Umwelt.

Eingeladen war unter anderem eine 30-köpfige Delegation aus dem Gazastreifen. Allerdings durften aus Sicherheitsgründen nur 15 Palästinenser nach Israel einreisen. Die meisten der Gäste wollten aus Angst vor Übergriffen nach ihrer Rückkehr in das Palästinensergebiet anonym bleiben.

Einige der palästinensischen Vertreter äußerten die Hoffnung auf einen Sturz der Hamas-Regierung. "Wenn sie erfolgreich das Regime in Ägypten stürzen konnten, welches nicht weniger rau ist, als die Hamas, dann kann auch das Hamas-Regime gestürzt werden", erzählte einer der palästinensischen Teilnehmer laut der Tageszeitung "Jediot Aharonot". Er fügte hinzu, viele Menschen im Gazastreifen kommunizierten über soziale Netzwerke im Internet. "Unser Vorteil ist, dass das Internet nicht geblockt werden kann, denn die Server stehen in Israel." Dennoch hätten viele Menschen Angst. So sei am vergangenen Freitag eine großangelegte Demonstration gegen die Hamas fehlgeschlagen. "Der Versuch wurde in letzter Minute blockiert. Wir haben miteinander gesprochen, aber es gibt immer die Möglichkeit, dass einer der Sprecher ein Hamas-Vertreter ist", so der Palästinenser.

Zu den Gästen der Konferenz gehörte auch Chris Gunnes, Sprecher des UN-Hilfswerkes für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA). Er wies darauf hin, dass im Gazastreifen rund 60.000 Häuser zerstört seien und die Arbeitslosenquote nahezu 50 Prozent erreicht habe. Gunnes forderte die israelische Regierung dazu auf, die Lieferung von mehr Baumaterial in das Palästinensergebiet zu genehmigen.

Kritiker bemängeln "linke Ausrichtung" der Konferenz

Die Veranstaltung war in Israel nicht nur positiv aufgenommen worden, sondern hatte auch Kritik hervorgerufen. Der Tageszeitung "Ha´aretz" zufolge hatte der Bürgermeister Sderots, David Buskila, seine Teilnahme abgesagt, nachdem er einen Brief von einer rechtsgerichteten Organisation aus Israel erhalten habe. Diese hatte die Beteiligung von "extrem linksgerichteten" Gruppen an der Konferenz verurteilt. Mehrere israelische Vertreter aus Politik und dem Bildungswesen hatten sich zudem in einem Brief an Bildungsminister Gideon Sa´ar darüber beschwert, dass in einer staatlichen Hochschule eine "einseitige politische Konferenz am linken Rand des israelischen ideologischen Spektrums" abgehalten werde, ohne dass die Teilnahme von Personen genehmigt wurde, die einen Ausgleich schaffen könnten.

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