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Gaza-Offensive führte zu mehr Antisemitismus

JERUSALEM (inn) - In Westeuropa wurden im vergangenen Jahr so viele antisemitische Vorfälle gezählt wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Dies geht aus einer Studie der Jewish Agency hervor. Auslöser für den Anstieg der Judenfeindlichkeit war die israelische Operation "Gegossenes Blei" im Gazastreifen.

In den ersten drei Monaten des Jahres 2009 gab es in Westeuropa mehr antisemitische Vorfälle als im gesamten Jahr 2008. Aufgezählt wird alles von verbalen Drohungen bis zu gewaltsamen Angriffen. Dies berichtet die „Jerusalem Post“.

Im Osten Europas traten die Ukraine und Ungarn durch Antisemitismus hervor. Dort dienten in Wahlkampagnen öffentliche antisemitische Darstellungen als Mittel für kandidierende politische Parteien. In der Ukraine wurde während des Wahlkampfes das Gerücht verbreitet, Israel habe 25.000 ukrainische Kinder in den jüdischen Staat gebracht mit dem alleinigen Ziel, ihnen Organe zu entnehmen. Damit griffen die Verleumder die mittelalterliche „Ritualmordanklage“ wieder auf – in vielen Teilen Europas war damals behauptet worden, Juden töteten kleine Kinder von Christen, um aus deren Blut Matzen für das Pessach-Fest zu bereiten.

„Der klassische Antisemitismus verändert sich“, sagte der Vorsitzende der Jewish Agency, Natan Scharansky, am Sonntag vor Journalisten. „Und er ist durch einen neuen Antisemitismus ersetzt worden, der seinen Ausdruck in Form von ungezügelten Angriffen gegen die Idee eines jüdischen Staates findet.“

Scharansky wandte sich auch gegen den Vorwurf, die Jewish Agency verwische die Linien zwischen „legitimer Kritik an Israel und Antisemitismus“. Er nannte eine Liste von Kriterien, die unrechtmäßige Israelkritik kennzeichneten. „Wir haben sie durch ein ‚3-D-Prinzip‘ identifiziert: Dämonisierung, Delegitimierung und einen doppelten Standard. Wenn Sie sich Antisemitismus im Laufe der Geschichte anschauen, sehen wir diese Prinzipien ebenfalls im Spiel – die Dämonisierung der Juden, die Delegitimierung der Juden als Nation und einen doppelten Standard gegenüber Juden als Volk und als Religion.“ Alle drei Kriterien seien in der gesamten Welt und vor allem in Europa aktuell zu finden.

„Moderne Ritualmordanklage im Kommen“

Im August hatte die schwedische Zeitung „Aftonbladet“ israelische Soldaten beschuldigt, bei Militäreinsätzen Palästinensern Organe zu entnehmen. Damit sei die „moderne Ritualmordanklage“ wiedergekehrt, sagte Scharansky. Sie schaffe dasselbe Bild wie ihr mittelalterlicher Ursprung. Auch der Vorfall in der Ukraine sei ein Beispiel für die Wiederbelebung dieser Anklage. Zudem habe in der vergangenen Woche ein Amerikaner im Internetportal „Youtube“ ein Video veröffentlicht, in dem er der israelischen Armee Organhandel mit Überlebenden des haitianischen Erdbebens vorwarf.

Der Iran und Venezuela sind nach Scharanskys Angaben die Länder, die derzeit am meisten antisemitisch geprägt sind. Auch warnte er vor stärker werdenden Verbindungen zwischen extrem linken Aktivisten und Islamisten. Auch werde mehr Toleranz gegen muslimische Taten gezeigt, die Ausdruck von Judenhass seien.

Noch 6.000 Auschwitz-Überlebende in Israel

Am morgigen Mittwoch gedenken in Auschwitz Politiker und Überlebende der Befreiung des Konzentrationslagers vor 65 Jahren. Daran werden auch der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu und der arabische Knesset-Abgeordnete Mohammed Barakeh teilnehmen. In Israel leben noch etwa 6.000 Juden, die in Auschwitz interniert waren. Sie leiden unter Traumata. Manche sind bis heute in geschlossenen psychiatrischen Anstalten untergebracht, wie die Zeitung „Ma´ariv“ berichtet.

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