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Friedenspreis: Grossman plädiert für stabile Grenzen in Israel

FRANKFURT (inn) - Israel muss seine Geschichte neu schreiben. Dies forderte der israelische Schriftsteller David Grossman am Sonntag in seiner Dankesrede für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

„Ich wünsche mir, dass mein Land, Israel, die Kraft finden wird, seine Geschichte noch einmal neu zu schreiben“, sagte Grossman in der Frankfurter Paulskirche. Israel solle lernen, „seiner Geschichte und seiner Tragödie auf eine neue Art und Weise zu begegnen und sich aus ihr heraus noch einmal neu zu erschaffen“.

Israel brauche die Aussicht auf eine gute Zukunft. „Nur Frieden wird es uns, den Israelis, ermöglichen, etwas zu erleben, was wir überhaupt nicht kennen: das Gefühl einer stabilen Existenz.“ Viele könnten sich ein Leben ohne Unruhe gar nicht mehr vorstellen. Dabei erinnerte er an das Fehlen von festen Grenzen seit dem Jahr 1948. „Das ist wie ein Haus, dessen Wände sich ständig bewegen und dessen Boden wackelt. Dort fühlt man sich nicht zuhause.“

Grossman sprach in seiner Dankesrede auch über den Tod seines Sohnes, der am Ende des Zweiten Libanonkrieges 2006 durch eine Rakete der Hisbollah starb. „Wieder entdeckte ich, dass das Schreiben für mich der beste Weg ist, gegen Willkür zu kämpfen – gegen jedwede Willkür – und gegen das Gefühl, ihr hilflos als Opfer ausgeliefert zu sein.“ Er nutze Worte, um sein eigenes Schicksal zu beschreiben. „Manchmal kann dies auch der Weg sein, aus seinem Opferdasein herauszukommen.“

„Inspirierender Mensch mit sprachlicher Kraft“

In seiner Laudatio würdigte der Publizist und Pfarrer Joachim Gauck Grossmans politisches Wirken in seiner Laudatio. „Es gibt keine Alternative zum Dialog. In diesem Geist wirkt David Grossman in Israel.“ Er weigere sich unverdrossen, „Teil einer Vergeltungsmechanik“ zu sein. Gauck bezeichnete den israelischen Autor als einen inspirierenden Menschen mit bewundernswerter „sprachlicher Kraft“. In ihm finde der Leser „Unbestechlichkeit, Mut, die Bereitschaft zur unerschrockenen Wahrnehmung dessen, was ist, und den festen Willen, nicht aufzugeben, wo andere verzagen“.

Die Jury des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hatte Grossman als Preisträger ausgewählt, da er sich „aktiv für die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt“. In seinen Werken versuche er stets, „nicht nur die eigenen, sondern immer auch die Haltung des jeweils Andersdenkenden zu verstehen und zu beschreiben“.

Grossman wurde im Jahr 1954 in Jerusalem geboren. Seine Romane, Essays und Kinderbücher sind in mehr als dreißig Sprachen übersetzt. Nach Auffassung des Börsenvereins beteiligt sich Grossman aktiv an der politischen Debatte um eine friedliche Lösung im Nahen Osten.

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