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Franziskaner: Israelische Visa-Politik belastet Beziehungen zum Vatikan

JERUSALEM (inn) – Nach einem Bericht der römischen Zeitung „Il Tempo“ über Probleme mit der Visa-Vergabe in Israel mehrt sich die Kritik an der Regierung. Israelische Behörden verweigerten „systematisch“ besonders katholischen Geistlichen die Visa-Verlängerung, was zu Personalproblemen in Krankenhäusern, Schulen und Kirchen führen könnte, berichtet die Zeitung.

Dem Bericht zufolge halten sich derzeit etwa 100 Mönche, Nonnen und andere kirchlichen Mitarbeiter „illegal“ in Israel auf, weil ihr Visum abgelaufen sei und nicht verlängert wird. Sie trauten sich selbst in dringenden Fällen nicht, das Land zu verlassen, weil sie befürchteten, nicht mehr zurückkehren zu können.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat die israelische Regierung aufgefordert, die drastischen Einreisebestimmungen umgehend zu entschärfen.

Der Sprecher des Franziskanerordens in Israel, David Jaeger, berichtet von zwei Nonnen von der Kongregation des Heiligsten Rosenkranzes, die Mitte März festgehalten worden seien, weil ihr Visum abgelaufen war. Auch ein Franziskanermönch sei von der Polizei daran gehindert worden, in einem Bus zur Bar Ilan-Universität zu fahren. Weitere Vorfälle sind bisher nicht bekannt, doch Jaeger geht davon aus, dass ihre Zahl zunimmt.

Der Franziskaner, der in der vergangenen Woche der Tageszeitung „Ha’aretz“ ein Interview zu diesem Thema gab, befürchtet eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan. Die „unerträglichen Vorfälle“ führten in der katholischen Welt zu der Ansicht, Israel wolle die Kirche absichtlich verletzen.

Das Problem begann laut Jaeger vor zwei Jahren, als der Innenminister Israels Eli Jischai von der ultra-orthodoxen Schas-Partei war. Israelische Beamten hatten Jaeger erklärt, die Politiker der Schas-Partei sorgten sich um den jüdischen Charakter des Staates, wenn zu viele Kirchenleute im Land seien. Seit einem Jahr habe die radikal-säkulare Schinui das Innenministerium inne, doch das Visa-Problem sei immer noch nicht gelöst, während jeden Tag Visa von Kirchenvertretern abliefen, so Jaeger.

Israel gibt seit kurzem langfristige Visa nur noch an Kirchenleiter aus. Andere Mitarbeiter erhalten Touristenvisa, die nach drei Monaten erneuert werden müssen. Das Außenministerium bestätigte, es gebe unnötige Bürokratie im Innenministerium bei der Aushändigung der Visa gegenüber Kirchengesandten. Premierminister Ariel Scharon hat indes ein Komitee ernannt, das eine Lösung finden soll.

Probleme bei der Vergabe oder Verlängerung von Visa betreffen in Israel nicht nur Geistliche. Auch Journalisten, Volontäre und Gastarbeiter leiden unter der Visa-Politik. Es gibt noch keine geklärten Zuständigkeiten, und seitdem vermehrt der Journalistenstatus missbraucht wurde, um ins Land einreisen zu können, sind die Kontrollen verstärkt worden. Auch auf Friedensaktivisten, die mit dem Touristenvisum einreisen und die sich zwischen die Polizei und randalierende Palästinenser stellen wollen, hat die Immigrationspolizei ein Auge geworfen.

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