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Forscherin: Holocaust wirkt auch auf junge Generationen

HAIFA (inn) - Mehr als 60 Jahre nach dem Holocaust wirkt das Trauma immer noch auf die Nachfahren der Opfer des Nationalsozialismus. Zu diesem Ergebnis kommt die Forscherin Miri Scharf von der Universität Haifa, die Langzeitauswirkungen von extremen Kriegstraumata auf die zweite und dritte Generation der Holocaust-Überlebenden untersuchte.

Miri Scharf, die ihre Ergebnisse in der jüngsten Ausgabe der amerikanischen Monatszeitschrift „Development and Psychopathology“ veröffentlichte, untersuchte 88 Familien der Mittelklasse, deren Eltern oder Großeltern Überlebende des Holocaust waren. Laut der Studie leiden junge Frauen und Männer, die 40 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in Israel geboren wurden, stärker unter emotionalen Schwierigkeiten als der Rest der Bevölkerung. Diese Probleme zeigten sich häufig , wenn die 17- oder 18-jährigen Nachfahren von Holocaust-Opfern in die Armee eintreten, so Scharf.

Scharf, die selbst die Tochter eines Holocaust-Überlebenden ist, sagte gegenüber der israelischen Tageszeitung „Ha´aretz“, ihre eigenen Erfahrungen hätten sie zu der Studie gebracht. „Mein Vater lebte auf der Flucht und wechselte bis zu 17 Mal die Verstecke. Meine Mutter lebte ebenfalls an unterschiedlichen Orten und versuchte zu überleben. Mehrere Mitglieder meiner Familie kamen im Holocaust um, und mein Vater trug die Last des Terrors immer mit sich.“

Als sie mit Studenten arbeitete, deren Großeltern den Holocaust überlebt hatten, wurde ihr klar, dass die dritte Generation immer noch unter den Einflüssen der Vergangenheit zu leiden hatte. „Manche sagten, sie hätten Schwierigkeiten damit, anderen zu vertrauen, und sie hatten Angst, hereingelegt zu werden. Das ist die Folge einer furchtbaren Atmosphäre des Misstrauens, die zu Hause herrscht.“

In ihrer Untersuchung versuchte Scharf herauszufinden, wie sich die Probleme der Angehörigen von Holocaust-Überlebenden von denen anderer Menschen unterscheiden. Vor allem die Holocaust-Vergangenheit der Mutter führte zu einem hohen Maß an psychischem Leiden, stellte Scharf fest. „Wenn nur ein Elternteil ein Überlebender ist, geht es den Kindern gut“, so die Forscherin. „Die Probleme sind besonders stark, wenn es im Elternhaus zu viele dunkle Schatten gibt.“

Ihre Ergebnisse machten deutlich, dass Therapeuten sensibel dafür sein sollten, ob manche Trauma-Ursachen darin liegen, dass die Patienten zur zweiten oder dritten Generation von Holocaust-Überlebenden gehörten, so Scharf.

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