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Forscher: Tödliche Latrinen-Nutzung im antiken Qumran

QUMRAN (inn) – Die Bewohner der antiken Qumran-Siedlung am Westufer des Toten Meeres litten an Wurminfektionen, was ihre sehr geringe Lebenserwartung erklären könnte. Dies fanden Wissenschaftler aus Israel, Frankreich und den USA heraus.

Die Forscher um James Tabor nahmen Bodenproben rund um das Dorf Qumran. Dabei fanden sie an einer Stelle besonders viele Überreste von Darmparasiten, die nur für den Menschen typisch sind. Da das Gebiet etwa fünfhundert Meter nordwestlich der Siedlung, geschützt hinter einem Felsen, liegt, gingen die Wissenschaftler davon aus, dass sich dort die Latrinen der Bewohner befunden haben müssen, die vor 2.000 Jahren dort lebten. Der Ort der Toilette stimmte zudem genau mit den Richtlinien der Gruppe für die Latrinennutzung überein.

Die meisten Forscher gehen davon aus, dass es sich bei den Bewohnern der Siedlung um die jüdische Gruppe der Essener handelte. Der Ort wurde vor allem durch die Funde antiker Schriftrollen im Jahr 1947 bekannt. Die Bakterienreste deuten darauf hin, dass sie an Wurminfektionen litten. Dies berichtet das Magazin „Bild der Wissenschaft“.

Dies wiederum könnte die geringe Lebenserwartung der Einwohner des Dorfes erklären, vermuten die Wissenschaftler. Während in Jericho damals etwa jeder zweite Mann das vierzigste Lebensjahr erreichte, waren es in Qumran nur etwa sechs Prozent, hatte die Analyse alter Gräber ergeben.

Die Archäologen und Parasitologen gehen davon aus, dass auch der tägliche Latrinengang den in den alten Schriften festgelegten Regeln gehorchte. Demnach habe man eine Schaufel mit sich zu führen, mit deren Hilfe alle Hinterlassenschaften sorgfältig abzudecken seien.

Diese Praxis habe jedoch fatale Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner des Dorfes gehabt, erklären die Forscher: Da die Darmparasiten im Boden sehr lange überleben konnten, müssten sich durch das ständige Umgraben die Erreger bald überall befunden haben. So entwickelte sich die Freilandlatrine von Qumran schnell zum Sammelplatz gefährlicher Erreger, die von den Bewohnern mit dem Staub immer wieder zurück in die Siedlung geschleppt wurden.

Dort muss vor allem das öffentliche Bad, das jeder Einwohner regelmäßig aufsuchen musste, eine Brutstätte gefährlicher Erreger gewesen sein, vermuten die Wissenschaftler. Denn anders als in dem nur 14 Kilometer nördlich gelegenen Jericho stand in Qumran für die Waschungen kein fließendes Wasser, sondern nur Wasser aus Zisternen zur Verfügung. Die Menschen badeten daher in Wasser, das bis zu neun Monate lang nicht gewechselt werden konnte.

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