Ein Sprecher des Innenministeriums in Gaza, Ehab al-Ghsain, sagte laut der Zeitung „Jediot Aharonot“, die Hamas habe den Islamischen Dschihad wegen der Entführungen gerügt. Rechtliche Schritte seien jedoch nicht geplant. Die Verdächtigen hätten „Foltermale“ aufgewiesen. „Wir haben gegenüber dem Islamischen Dschihad unseren Unmut bekundet und gesagt, das Geschehene dürfe sich nicht wiederholen. Wir haben alle Parteien davor gewarnt, eine solche Tat isoliert von den offiziellen Behörden auszuführen.“
Der Islamische Dschihad wies die Vorwürfe zurück. Die Gruppe habe die mutmaßlichen Kollaborateure nicht misshandelt. „Solange wir gegen die israelische Besatzung kämpfen, müssen wir gegen Kollaborateure kämpfen, die die Leben von Führern und die Gesellschaft allgemein gefährden“, sagte der Sprecher Daud Schehab. „Wir haben legal und fair gehandelt. Die drei Kollaborateure wurden in keinster Weise gefoltert und haben aus eigenem freiem Willen ein volles Geständnis abgelegt.“
Menschenrechtler: Hamas muss gegen Entführer vorgehen
„Human Rights Watch“ sieht die Sache jedoch anders. Eine bewaffnete Gruppe habe nicht das Recht, Verdächtige zu verhaften, zu inhaftieren oder zu verhören, sagte Joe Stork, der stellvertretende Direktor der Abteilung für den Nahen Osten und Afrika. „Die Hamas-Behörden in Gaza, die die regierenden Institute dort kontrollieren, haben die Pflicht, diejenigen zu belangen, die für diese Entführungen und den offensichtlichen Einsatz von Folter verantwortlich sind.“ Die Hamas müsse die drei Verdächtigen wegen eines erkennbaren kriminellen Vergehens verklagen und ihnen einen Prozess nach internationalen Standards machen oder sie freilassen.
Mutmaßliche Kollaborateure wurden bereits mehrfach von palästinensischen Gerichten zum Tode verurteilt. In anderen Fällen wurden sie ohne Prozess von militanten Palästinensern hingerichtet. Al-Ghsain teilte mit, die drei Verdächtigen würden von Hamas-Angehörigen verhört. Im Falle einer Anklage werde es ein Strafverfahren geben. Dutzende mutmaßliche Kollaborateure warteten in den Gefängnissen von Gaza auf ihren Prozess.