BERLIN (inn) – Die Premiere eines Spielfilms über zwei palästinensische Selbstmordattentäter auf den Internationalen Filmfestspielen in Berlin sorgt derzeit für eine Kontroverse. Der 90-minütige Film „Paradise Now“ verherrliche in keinem Fall Selbstmordattentäter, versicherte der israelische Produzent Amior Harel.
Der Film löste bei seiner Erstaufführung am Montag in Berlin Begeisterung im Publikum aus, berichtet die „Jerusalem Post“. Für viele gilt er offenbar als ein Favorit für einen Goldenen Bären.
„Paradise Now“ handelt von zwei jungen Palästinensern aus Nablus, die dazu auserwählt werden, Selbstmordattentate in Tel Aviv zu verüben. Said und Khaled arbeiten gemeinsam in einer Autowerkstatt. Eines Tages tritt ein gewisser Jamal an sie heran, um ihnen zu sagen, dass ihre „Bewerbung“ für ein solches Attentat angenommen worden sei.
Der palästinensische Regisseur Hany Abu-Assad zeigt sodann, wie die Männer für ihren Einsatz vorbereitet werden: ihre Haare werden geschnitten, der Körper gewaschen und die Videobotschaften aufgenommen. Darin sprechen sie vor Maschinengewehr und Koran ihre Abschiedsworte an die Familie. Der eine soll sich zu einem Supermarkt begeben, der andere zu einem Grenzkontrollpunkt – beide mit Sprengstoffgürtel. Auf Khaleds Frage, was kommt, nachdem er an der schwarzen Strippe gezogen hat, antwortet Jamal ganz lapidar: „Dann kommen zwei Engel und holen dich.“ Dies berichtet die „Netzeitung“.
Said und Khaled werden über die Grenze nach Israel gebracht, wo sie „möglichst viele israelische Soldaten“ mit in den Tod reißen sollen. Doch etwas läuft schief, so dass Khaled mit der Bombe am Leib durch Nablus läuft und seinen Freund sucht.
„Das ist alles real“, sagt der Regisseur. Amir Harel von der israelischen Produktionsfirma „Lama Films“ und Ko-Produzent des Films erklärt, einer der beiden komme zu dem Schluss, dass ein Selbstmordattentat nicht erstrebenswert sei. Der Film endet damit, wie sein Freund in einem Bus sitzt und auf dem Weg zu seinem Selbstmordattentat in Tel Aviv ist. „Der Film zeigt keinen Bombenanschlag“, sag Harel. „Er endet mit einer Einstellung, die das Gesicht des Attentäters in Großaufnahme zeigt, bis seine Augen die ganze Leinwand ausfüllen.“
Gedreht wurde der Film in Tel Aviv und Nablus, berichtet Harel. Ob der Film, den auch die deutsche Filmstiftung NRW unterstützte, jemals in den Autonomiegebieten gezeigt werde, sei fraglich, allein schon aus Mangel an Kinos. Der Israelische Filmfond habe die Vertriebsrechte von „Paradise Now“ noch auf der Berlinale gekauft. Das heiße jedoch noch nicht, dass der Film dort auch in die Kinos kommt, so Harel.
Der Produzent glaubt, dass der Film „sehr gut die große Tragödie der Besatzung portraitiert und wie sie beide Seiten, die israelische und die palästinensischen Seite, korrumpiert“.