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Fernseh-Redakteurin: Palästinenser bestimmen Berichterstattung

FRANKFURT AM MAIN (inn) – Die Berichterstattung über den anhaltenden Nahost-Konflikt wird zum großen Teil von Palästinensern bestimmt: „Weit über 90 Prozent aller Kameraleute, die an den Brennpunkten in Israel und den Autonomiegebieten Bilder für ausländische Medien aufzeichnen, sind Palästinenser, die Vorgänge aus ihrer Sicht darstellen.“ Das sagte die Fernsehjournalistin Esther Schapira auf einer Veranstaltung des jüdischen Verbandes Keren Hayesod am Sonntag in Frankfurt am Main.

„Gleichzeitig arbeiten palästinensische Journalisten und Kameraleute jedoch häufig unter enormen Druck und müssen einer Doppelrolle gerecht werden, weil sie zugleich auch die von ihnen aufgenommen Bilder kommentieren müssen, die sie an ausländische Korrespondenten weiterleiten“, sagte Esther Schapira.

„Nur wenige Korrespondenten können oder wollen sich noch ein eigenes Bild von den Vorfällen machen, über die sie täglich im Fernsehen berichten. Sie verlassen sich auf die Bilder der Kameraleute“, so Schapira. Dabei sei jedoch der immer größer werdende Zeitdruck, unter dem TV-Korrespondenten stehen, mit entscheidend für die unkritisch übernommenen Berichte der palästinensischen Kameraleute. Daher sei es angebracht, die Quelle der Bilder anzugeben, die in einem Korrespondentenbericht verwendet wurden. „Kollegen sollten den Zuschauern mitteilen, wenn ein Bildbericht von einem palästinensischen Kameramann verwendet wird“, forderte die Journalistin des Hessischen Rundfunks in Frankfurt. Genauso problematisch wie die unkommentierte Nutzung palästinensischer Bilder sei jedoch auch die Nutzung der Bilder der israelischen Armee.

Ein weiteres Problem, auf das israelische Soldaten hingewiesen hätten, seien zudem gestellte Szenen von Palästinensern, die lediglich vor ausländischen Kameras zelebriert würden. „For cameras only – nur für die Kamera – lautet ein Schlagwort unter den Palästinensern. Werden gewaltsame Auseinandersetzungen von Kameraleuten aufgenommen, brechen palästinensische Kinder oder Erwachsene auch dann durch eine angebliche Schußverwundung zusammen, wenn israelische Soldaten nur Platzpatronen verwenden“, so Esther Schapira.

Die Redakteurin des Fernsehsenders HR wurde bekannt durch ihren Film „Drei Kugeln und ein totes Kind – Wer erschoß Mohammed al-Dura?“. In dem Beitrag untersuchte Esther Schapira die Hintergründe des Todes des zwölfjährigen Palästinenserjungen, der zu Beginn des palästinensischen Aufstandes im Oktober 2000 an der Netzarim-Kreuzung im Gazastreifen erschossen wurde. Nach Befragung zahlreicher palästinensischer, israelischer sowie ausländischer Berichterstatter und Untersuchungsbeamter kam Schapira zu dem Ergebnis, daß der Junge, entgegen der palästinensischen Darstellung, nicht zwangsläufig von israelischen Soldaten erschossen wurde. Vieles spricht dafür, daß eine von Palästinensern abgefeuerte Kugel Mohammed al-Dura getötet haben könnte. Der Film wurde in diesem Jahr für den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Dokumentation“ nominiert.

Nach der Ausstrahlung ihres Fernsehbeitrags über die Hintergründe des Todes von al-Dura wurde Esther Schapira in Hunderten Briefen und Reaktionen angegriffen. „Einige warfen mir vor, die ´zionistische Lobby` im deutschen Fernsehen verbreitet zu haben, andere beschuldigten mich der Bestechlichkeit oder drohten mir, Allah werde mich für den Film strafen“, sagt die Redakteurin. „Die Leute lassen sich nur sehr ungern in ihrer Meinung über Israel und die politischen Hintergründe im Nahost-Konflikt stören. Das Bild ist oft festgeklopft“, resümiert Esther Schapira.

Am 8. November (22:15 Uhr) zeigt das Hessische Fernsehen einen neuen Beitrag von Esther Schapira und Georg M. Hafner. Der Fernsehfilm „Die Kinder des Holocaust“ handelt von Überlebenden und den Nachkommen der Opfer des Holocaust.

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