„Früher hatten wir hier und da eine Person, die korrupt war. Heute gehört die Korruption zum Standard. Sie ist ein Teil unserer Kultur geworden. Wir sind das einzige Volk in der Welt, welches rückwärts marschiert“, sagte Chader in einem Interview der Tageszeitung „Jerusalem Post“.
Das Volk sei bereit, Opfer zu bringen. Die meisten Führer der Fatah streichen jedoch lediglich Gewinne ein, kritisiert Chader. „Die Welt drückt ein Auge zu und unterstützt weiterhin korrupte Menschen“, so der Fatah-Vertreter. Bislang blockiere die „alte Garde“ das Entstehen einer neuen Führung. Sie akzeptiere die jüngere Generation nicht und hindere sie daran, aufzusteigen.
„Hamas gewinnt Macht“
Sollte es keine Reformen innerhalb der Fatah geben und die Korruption nicht aufhören, werde die Hamas auch die Macht im Westjordanland übernehmen, warnte Chader. „Es ist möglich, dass wir auf einen Konflikt innerhalb der Fatah zusteuern, wenn diese weiterhin unsere Rufe nach Reformen und einem Ende der Korruption ignoriert. Solange es diese Dinge noch gibt, wird die Hamas ihre Popularität weiter ausbauen und dann kommen wir an einen wirklich kritischen Punkt.“
„Jede Führung führte uns in den Abgrund“
Der Hamas warf der Fatah-Führer Versagen vor. Sie habe eine historische Gelegenheit verpasst, da sie nach ihrer Machtübernahme im Gazastreifen im Jahr 2006 keine pragmatische Politik durchgeführt habe. Die Fatah habe jedoch gleichermaßen versagt. „Wenn wir unsere Geschichte lesen, dann können wir sehen, dass unsere Führer immer versagt haben. Unsere Führer haben uns immer in den Abgrund geführt“.
Bereits Tausende Fatah-Mitglieder hätten die Partei aufgrund der Korruption und der traditionellen Denkweise der Führer verlassen. Auch deshalb, weil die Führung die demokratischen Aspekte ignoriere.
Seit seiner Freilassung aus der israelischen Haft am vergangenen Montag habe er Verbindung zu Fatah-Vertretern in der Region aufgenommen, um mit ihnen über Wege zur Reform zu sprechen. „Tausende von ihnen kamen zu meinem Haus, um ‚hallo‘ zu sagen. Alle Fatah-Mitglieder und Elemente übten ihre eigene Kritik an den traditionellen Führern. Wir müssen die Fatah neu aufbauen. Ich glaube, dass die Fatah die beste palästinensische Bewegung ist, durch die wir unsere Ziele erreichen können. Es ist eine pragmatische Bewegung und alle Palästinenser akzeptieren sie als Führung“, sagte Chaled weiter in dem Interview.
Er sei überzeugter denn je davon, dass die Besatzung enden müsse, um einen demokratischen Palästinenserstaat errichten zu können. „Wir wollen keinen weiteren arabischen Diktator hier. Wir haben genug gelitten.“
„Festnahme war Fatah-Komplott“
Bereits vor seiner Festnahme durch die israelische Armee im Jahr 2001 hatte Chader harte Kritik an der Palästinenserführung geübt und sich dadurch zahlreiche Feinde gemacht. Laut dem Bericht in der „Jerusalem Post“ ist er davon überzeugt, dass seine Verhaftung Teil eines Komplotts von hochrangigen Fatah-Sicherheitsvertretern gegen ihn war, um ihn loszuwerden. Von einem israelischen Gericht war Chader wegen Finanzierung von bewaffneten Fatah-Einheiten in Nablus zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Am 25. August hatte Israel ihn jedoch zusammen mit weiteren 197 Palästinensern als Geste des guten Willens freigelassen.