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Fatah-Mitglied wegen Kritik entlassen

RAMALLAH (inn) – Die Fatah-Partei hat ein führendes Mitglied entlassen, weil es einen Fatah-kritischen Zeitungsartikel veröffentlicht hatte. Der Kolumnist und Vertreter des palästinensischen Außenministeriums, Adli Sadek, hatte das Fatah-Treffen in Amman vor einer Woche als „enttäuschend“ und „lächerlich“ bezeichnet.

Sadek aus Chan Junis war bereits stellvertretender Außenminister der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA). In der Tageszeitung „Al-Hajat Al-Dschadida“ aus Ramallah hatte er über das Treffen des Fatah-Zentralkomitees in Jordaniens Hauptstadt Amman geschrieben: das Komitee sei unfähig gewesen, einen Termin anzusetzen für einen Parteitag, auf dem internere Reformen und die bevorstehende Parlamentswahl besprochen werden sollten. Die Wahlen sind für Januar 2006 vorgesehen.

Der Vorsitzende des Fatah-Zentralkomitees, Faruk Kadumi, sagte: „Wir haben uns dazu entschlossen, die Mitgliedschaft von Adli Sadek zu kündigen. Es ist verboten, mit ihm zusammenzuarbeiten.“

Sadek selbst wurde von der Entlassung überrascht. „Das Komitee hat sich zum ersten Mal seit zehn Jahren getroffen, um konkrete Entscheidungen zu treffen. Nach zehn Jahren hat sie eine Erklärung verfasst, die viele Fragen unbeantwortet und viele Akten offen lässt“, sagte der palästinensische Autor. Kadumis Entscheidung bezeichnete er als „unglücklich“, denn: „Sie schadet ihm, nicht mir. Niemand kann die Mitgliedschaft eines Kämpfers aufkündigen, der an der palästinensischen Revolution teilgenommen hat, zwei Mal verletzt wurde und zehn Jahre im Gefängnis verbracht hat.“

Vor einer Woche wurde der Präsident des Institutes für Strategische Studien in Gaza festgenommen, weil er sich kritisch zu PA-Institutionen geäußert hatte. Professor Riad al-Agha hatte an einer live-Diskussion im palästinensischen Fernsehen teilgenommen. Thema war die zunehmende Gesetzlosigkeit in den PA-Gebieten. Der Moderator der Sendung, in der auch Zuschauer per Telefon zu Wort kamen, hatte seine Gäste ermutigt, offen über die Zustände der PA zu reden. Agha sagte, dass die Sicherheitstruppe der PA unfähig sei, Gesetz und Ordnung in den Palästinensergebieten durchzusetzen. Sie verweigere Befehle des PA-Innenministeriums und folge stattdessen Anweisungen „von oberster Stelle“ aus der PA-Behörde, so Agha. Offensichtlich bezog er sich dabei auf den PA-Vorsitzenden Mahmud Abbas und seine Vertrauten. Dies berichtet die Tageszeitung „Jerusalem Post“.

Nachdem das Programm zuende war, nahm die palästinensische Sicherheitstruppe Agha wegen „Aufhetzung“ fest. Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Agha gegen die palästinensische Sicherheitstruppe und das Innenministerium gehetzt habe, sagte ein Vertreter der Gruppe.

Agha wurde aus dem Gefängnis wieder entlassen, nachdem er eine Entschuldigung veröffentlicht hatte, in der er zugibt, „anstößige Äußerungen“ über die Sicherheitskräfte und seine Befehlshaber gemacht zu haben. Außerdem würde die Sicherheitstruppe von Personen geleitet, denen er „höchsten Respekt“ zolle, so Agha.

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