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Ex-Generalstabschef: „Gaza-Rückzug gescheitert“

JERUSALEM (inn) – Israels früherer Generalstabschef Mosche „Boogie“ Ja´alon hat den Abzug aus dem Gazastreifen für gescheitert erklärt. Damit hätten die Israelis den Arabern Schwäche demonstriert, sagte er im Gespräch mit der Tageszeitung „Ha´aretz“.

„Es besteht kein Zweifel, dass der Rückzug gescheitert ist“, so Ja´alon, dessen Dienstzeit kurz vor dem Abzug nicht um ein Jahr verlängert worden war, wie sonst üblich. „Dieses Scheitern war zu erwarten. Es rührt daher, dass die grundlegende Idee des Rückzugs sinnlos war. Er entstand nicht aus einem tiefgehenden strategischen Eingriff, sondern aus einem politischen und persönlichen Engpass des damaligen Premiers Ariel Scharon. Diejenigen, die ihn initiiert und ausgeführt haben, hatten keinen strategischen Hintergrund. Sie waren Imageberater.“

Ja´alon fügte hinzu: „Der Rückzug war eigentlich ein innerisraelisches Spiel, das ignorierte, was außerhalb von Israel geschah. Es gab hier eine Abkoppelung von der Realität und von der Wahrheit. Der gesamte Prozess hat eine imaginäre Hoffnung geschaffen, die weder strategisch noch tatsächlich begründet war.“

Der „Denkfehler“ hinter dem Fundament des Abzugs sei folgender: „Die Tatsache, dass es auf der anderen Seite keinen Gesprächspartner gibt, heißt nicht, dass wir die andere Seite und die Auswirkungen unserer Taten auf sie ignorieren können.“ Dass selbst die Fatah-Führung nicht bereit sei, den Staat Israel als jüdischen Staat anzuerkennen, heiße nicht, dass man ignorieren könne, dass eine Flucht unter Feuer von Arabern als Nachgeben aufgefasst werde und Terror ermutige.

„Rückenwind für Terror“

Die Abkoppelung sei von der ersten Stufe an ein strategischer Fehler gewesen, sagte der frühere Generalstabschef. „Er hat den Sieg der Hamas herbeigeführt. Er hat dem Terror Rückenwind gegeben. Er hat dem palästinensischen Kampf auf Jahre hin Nahrung gegeben. Er hat bei den Iranern und den Moslem-Brüdern und bei Al-Qaida das Gefühl geschaffen, dass man Israel besiegen könne. Dass Israel in Wirklichkeit eine Gesellschaft von Spinnenweben sei, wie es (Hisbollah-Führer Hassan) Nasrallah behauptet, oder ein verfaulter Baum, wie es (der iranische Präsident Mahmud) Ahmedinedschad behauptet. Deshalb hat der Rückzug nicht nur uns schwer geschädigt, sondern auch die regionale amerikanische Strategie des Krieges gegen den Terror. Er hat im extremen Islam das Gefühl geschaffen, dass er, wie er die Sowjets in Afghanistan besiegt hat, uns in Gaza besiegt hat und uns auch in Tel Aviv besiegen wird.“

Zur Lage in dem geräumten Gebiet meinte Ja´alon: „Derzeit befinden wir uns im Gazastreifen in einem Szenario wie im Südlibanon. Viele Waffen sind in den Gazastreifen gelangt. Und Sprengstoffe. Katjuschas. Panzerabwehrraketen. Grad-Raketen. Als Ergebnis des Rückzugs und der Art und Weise, wie er ausgeführt wurde, gibt es im Gazastreifen Vertreter von Hisbollah und Al-Qaida und Vertreter des iranischen Terrors. Genau wie ich gewarnt habe, wird der Gazastreifen zu Hamastan, Hisbollastan und Al-Qaidastan.“

„Schwache werden angefallen“

Die Israelis dürften sich nicht selbst täuschen: „Wir leben im Nahen Osten. Wir können uns nicht hinter Zäunen und Mauern verschanzen. Deshalb gibt es in Wirklichkeit keine Einseitigkeit. Auch wenn es keine Gespräche mit unseren Nachbarn gibt, gibt es Interaktion mit ihnen. Jeder Schritt von uns hat Auswirkungen auf sie. Und wenn die Schritte ein Abzug nach dem anderen sind, dann vermitteln wir Schwäche. Und wer im Nahen Osten Schwäche vermittelt, ist wie ein schwaches Tier in der Natur: man fällt über ihn her.“

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