Auch ihm sei der Entwurf des Schreibens an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenministerin Guido Westerwelle zugeschickt worden, sagte Dreßler. Doch eine Unterschrift sei für ihn nicht in Frage gekommen: „Dadurch, dass mein Name nicht auftaucht, ist erkennbar, dass ich eine Unterschrift – um es höflich zu formulieren – für inopportun hielt.“ Er habe den Text in der Sache als „völlig unpassend und teilweise an den Realitäten vorbei“ empfunden. „Er verrät nicht gerade eine intime Kenntnis der Gemengelage in Nahost.“
Besonders empörte habe ihn, dass sich in dem Brief der früheren Diplomaten kein Hinweis auf die atomare Bedrohung durch den Iran finde, fügte Dreßler hinzu. „Dabei müssen iranische Raketen nur 980 Kilometer bis zur israelischen Grenze zurücklegen. Das entspricht ungefähr der Strecke Kiel-München. Drohten Münchner den Kielern mit militärischer Gewalt, würden 24 ehemalige deutsche Botschafter wohl nicht zur Tagesordnung übergehen.“
Die Forderung, Israel müsse Gespräche mit der Hamas führen, hält Dreßler für unpassend – vor allem nach den Feierlichkeiten zu deren 22-jährigem Bestehen am vergangenen Montag. Dabei habe die radikal-islamische Gruppierung erneut betont, dass sie Israel niemals anerkennen werde. „Die ehemaligen Botschafter verlangen also von Israel, mit einer Organisation zu verhandeln, die den Gesprächspartner am liebsten auslöschen will. Für Spitzendiplomaten eine ungewöhnliche Forderung.“
Auf die Frage nach seiner Bewertung der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft, die am 31. Dezember endet, antwortete Dreßler: „Die Schweden waren während ihrer Präsidentschaft nicht ein einziges Mal in Israel. Das ist ein einmaliger Vorgang. Sie haben im Nahen Osten nichts Substanzielles zustande gebracht.“
Rudolf Dreßler war von 2000 bis 2005 als Botschafter der Bundesrepublik in Israel.