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EU-Gedenken an Pogromnacht von 1938

BRÜSSEL (inn) - Das Europäische Parlament hat am Montagabend in einer Sondersitzung der Reichspogromnacht vor 70 Jahren gedacht. Zu den Ehrengästen zählten der frühere israelische Oberrabbiner Meir Lau sowie Vertreter aus arabischen Staaten, darunter auch Saudi-Arabien.

Wie die Zeitung „Jediot Aharonot“ berichtet, sagte Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering in seiner Ansprache: „Ich spreche heute als Deutscher über das dunkle Kapitel in der Geschichte meines Landes. Die Vergangenheit verpflichtet uns, uns für eine bessere Zukunft stark zu machen. Wir haben gelernt, dass wir nicht unsere Augen verschließen dürfen. Wir haben Hunderte Jahre gebraucht, um den Wert der Toleranz zu lernen, und wir dürfen sie nicht voraussetzen. In den vergangenen Jahren werden wir einmal mehr Zeugen von Antisemitismus und Fremdenhass, und es gibt Grund zur Besorgnis.“

Der ägyptische Sonderbotschafter und Beauftragte bei der EU, Mahmud Karim, sprach ebenfalls vor dem Europäischen Parlament: „Keiner von uns leugnet den Holocaust, wir sind weit davon entfernt. Der Einzige, der ihn leugnet, ist der Präsident des Iran, Mahmud Ahamadinedschad, und er ist kein Araber.“ Den Holocaust bezeichnete der Ägypter als „schrecklich“, und er fügte hinzu: „Wir müssen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass es nie wieder passiert.“

Plan zur Beendigung der Fremdenfeindlichkeit

Vor der Sitzung hatten der Vorsitzende des Europäischen Jüdischen Kongresses, Moshe Kantor, und der frühere polnische Präsident Aleksander Kwasniewski einen neuen Plan präsentiert, der die Fremdenfeindlichkeit in Europa beenden soll. Der Pole, der den EU-Rat für Toleranz leitet, bezeichnete den Sieg von Barack Obama bei der US-Präsidentschaftswahl als ermutigend. „Dies ist eine gute Lektion für Toleranz. Warum hat Amerika einen afrikanisch-amerikanischen Präsidenten, während Europa Rassismus und Antisemitismus hat?“

Zudem warnte Kwasniewski vor einem negativen Einfluss der weltweiten Finanzkrise auf die Beziehungen der Rassen. „Die Geschichte lehrt uns, dass ökonomische Krisen zu Intoleranz führen. Faschismus, Kommunismus und Antisemitismus wurden aus Krisen geboren. Und obwohl die Welt heute sehr viel anders ist als einst, müssen wir vorsichtig sein. Manchmal entsteht das Feuer durch einen Funken. Und wir sagen jetzt: ‚Nie wieder‘.“

Der Toleranzrat soll ein jährliches „Weißbuch“ beginnen, in dem die europäischen Erfolge im Kampf für Toleranz aufgelistet werden.

Hintergrund Pogromnacht

In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 hatten die Nazis in ganz Deutschland zahlreiche Juden verhaftet. Der von der SA initiierten Aktion fielen 91 Juden zum Opfer. Über 250 Synagogen wurden in Brand gesteckt, etwa 2.500 jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert und zerstört. Die Aktion wurde als „Vergeltung“ für das Attentat auf den deutschen Legionsrat in Paris, Ernst vom Rath, durch den Juden Herschel Grynszpan deklariert. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels sprach von einem „spontanen Volkszorn“. Juden wurden in der Folge systematisch aus dem Wirtschaftsleben verdrängt. Die Pogromnacht schuf zudem die Voraussetzungen für eine Deportation der Juden in Sammellager und damit für den Holocaust.

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