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Es gibt offenbar Wichtigeres als Judenvernichtung

Verschiedene Terror-Organisationen tun sich zusammen und planen nicht etwa die Vernichtung Israels, sondern die Zeit danach. Das lockt lediglich ein paar unverbesserliche Israelfreunde hinterm Ofen hervor. Die Medienwelt schweigt. Sie ist schließlich mit Wichtigerem beschäftigt. Ein Kommentar von Carmen Shamsianpur
Die eliminatorischen Pläne der Hamas sind für die Weltpresse anscheinend unbedeutend

Am 30. September tagen die Köpfe der Terror-Gruppen Hamas und Islamischer Dschihad in Gaza. Die Konferenz heißt „Promise of the Hereafter – Post-Liberation Palestine“. „Promise of the Hereafter“ heißt auch das Institut, das die Konferenz organisiert hat. Es besteht seit 2014. Der Titel klingt religiös, „Versprechen des Jenseits“, bedeutet aber offensichtlich etwas viel Profaneres, in etwa: „Versprechen für die Zeit danach“. Für die Zeit nach dem Ende Israels, beschönigend als „Palästina nach der Befreiung“ bezeichnet.

Phantasien der Hamas

Das israelische Medienbeobachtungsinstitut MEMRI berichtet ausführlich über die Konferenz und veröffentlicht deren Abschlusserklärung auf Englisch. Dem Leser gefriert das Blut in den Adern – oder auch nicht. Denn es gibt kaum Leser, weil es außerhalb von Israel kaum Berichterstattung gibt. Lediglich die Wiener Nahost-Denkfabrik „MENA-Watch“ stellt den gesamten Text auf Deutsch zur Verfügung und das Nachrichtenportal „Israel Heute“ berichtete. Wer den Text liest, erfährt, welche ausgeklügelten Pläne Top-Terroristen, hinter denen Staaten wie der Iran stehen, in den Schubladen haben. Hier nur ein paar Ausschnitte: Da natürlich mit Israel auch der Schekel verschwindet, sollen die Palästinenser schon jetzt dazu angehalten werden, ihr Geld in Währungen der Nachbarländer oder in Gold anzulegen. Weil viele Juden getötet, vertrieben oder versklavt werden (Verzeichnisse sind in Arbeit), müssen demnächst Palästinenser die israelischen „Schulen, Tankstellen, Kraftwerke und Abwassersysteme“ betreiben (Verzeichnisse gibt es schon).

Die Dokumentation von MEMRI lässt ein paar Fragen offen. Wer zum Beispiel ist eigentlich dieses „Promise of the Hereafter“-Institut? Wer außer Hamas und Islamischem Dschihad ist noch auf der Konferenz? Auch Gäste aus dem Westjordanland? Wie viele Teilnehmer insgesamt? Wir erfahren bereits Anfang Oktober von der Konferenz, warten aber noch ein bisschen mit unserem Bericht. Sicher werden bald die großen Medien mit ihren uferlosen Möglichkeiten alle Informationen an Land ziehen. Die Berichterstattung wird einen Aufschrei nach sich ziehen und noch die letzten Hamas-Verharmloser zur Vernunft bringen.

Auffälliges Schweigen

Nicht annähernd. Kein Mucks. Die Konferenz ist über einen Monat her. Das Komitee, das laut Abschlusserklärung am Konferenztag eingesetzt wurde, um auszuloten, welche internationalen Verträge Israels „Palästina“ übernehmen solle und welche nicht – es hat in aller Seelenruhe seine Arbeit aufgenommen. Vielleicht beantragt es gerade internationale Hilfsgelder für seine zukunftsorientierte Arbeit.

Aber halt: Da ist doch etwas! „The Associated Press“, eine der wichtigsten Nachrichtenagenturen der Welt, hat sich des Themas angenommen. Bald werden alle informiert und … noch mehr in die Irre geführt. In einem herzerwärmenden Artikel über Palästinenser, die in Gaza auf eine Arbeitserlaubnis in Israel hoffen, erwähnt „AP News“ in einer Randnotiz auch den „Workshop“ der Hamas.

Über zwei Millionen Palästinenser müssten unter der „lähmenden israelischen und ägyptischen Blockade“ leben. Keine Arbeit, keine Perspektive. Kürzlich habe die Hamas einen Workshop zur Verteilung „natürlicher Ressourcen“ im „derzeitigen“ Israel abgehalten, für die Zeit nach der „Befreiung“ (dieses Wort setzt auch „AP News“ in Anführungszeichen) des „historischen Palästina“ (dieses nicht). „Kritiker der Veranstaltung“ (wer soll das sein? Die Nachrichtenagentur offensichtlich nicht) sähen darin bestätigt, dass die Hamas mit den täglichen Problemen der Palästinenser in Gaza nicht auf Tuchfühlung sei. Punkt.

Mehr nicht. Weiter geht das Mimimi über Gazas verarmte Bevölkerung, nicht trinkbares Leitungswasser, Stromausfälle. Kein Wort darüber, dass die Hamas auf der Konferenz nicht nur „natürliche“, sondern auch „menschliche Ressourcen“ verhandelt hat. Sie macht sich nämlich Sorgen, dass zu viele begabte und intelligente Juden die Flucht ergreifen könnten und den Palästinensern dann Knowhow fehlt. Deswegen sollen einige Juden am Leben bleiben und an der Flucht gehindert werden. Aber das interessiert „AP News“ nicht und scheinbar auch sonst niemanden, der Rang und Namen hat.

Antisemitismus im fortgeschrittenen Stadium

Liebe Welt da draußen: Siehst du nicht, was hier passiert? Das sind nicht nur ein paar Verrückte, sondern Staaten und Terror-Armeen. Das sind nicht nur Worte, sondern seit Jahrzehnten auch Raketen. Das ist nicht „nur“ Hamas, sondern ein Gürtel, den der Iran in seinen Stellvertreterkriegen immer enger um Israel schnallt. Das ist nicht nur ein „Workshop“ im armen Gaza, sondern das sind auch internationale Konferenzen in Teheran und Millionen von Menschen, Stunden, Dollars, die als einziges Ziel die Vernichtung des jüdischen Staates und Volkes haben.

Die Hisbollah regiert de facto den Libanon, der sogenannte „Islamische Staat“ hat den Irak und Syrien dem Erdboden gleichgemacht, die Taliban herrschen in Afghanistan und die Mullahs bauen ungestört weiter an ihrer Bombe im Iran. Wer kann denn heute allen Ernstes noch glauben, dass wir es nur mit der „Rhetorik“ und „Utopie“ einiger weniger Islamisten zu tun hätten? Die Hamas jedenfalls fühlt sich dadurch zu Recht ermutigt. Sie ist offensichtlich fest entschlossen, in der Liste Staat-gewordener Terrorgruppen die nächste zu sein. Munter geht sie darauf zu, vor aller Augen. Der „freien Welt“ ist es nicht einmal eine Schlagzeile wert.

Und nein, es sind nicht nur die bösen Medien, die uns das Wesentliche vorenthalten. Ihr Angebot bedient auch eine Nachfrage. Antisemitismusbekämpfung ist nicht mehr „in“. Wenn eine Professorin an einer Uni, deren Namen noch nie jemand gehört hat, nicht an die vorrangige Bedeutung des sozialen Geschlechts glaubt, bietet das Stoff für wochenlange Debatten. Ein überteuerter Kopfbahnhof im Schwabenländle vermochte Hunderttausende auf die Straßen zu treiben, von denen ein Teil bis heute nicht müde geworden ist. Klima ist angesagt und die Pandemie liefert tausend gute Gründe, sich zu empören. Aber bedrohtes jüdisches Leben? Das hatten wir doch schon.

Ja, das hatten wir schon, und jetzt haben wir es wieder. Am Ende helfen nicht noch mehr Nie-Wieder-Appelle, Staats-Räson und Kranz-Niederlegungen. Der Wert schöner Worte entscheidet sich, wenn es darauf ankommt. Das ist jetzt der Fall. Wenn die neuen Vernichtungspläne gegen Israel so weit fortgeschritten sind, ist Gleichgültigkeit ein Vergehen. Wenn die Medien dem eliminatorischen Antisemitismus wieder einen gebührenden Stellenwert einräumten, wären wir schon einen guten Schritt weiter. Und das nicht nur am 9. November, wenn sie mehr oder weniger pflichtschuldigst über das Gedenken an die Pogromnacht von 1938 berichten.

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