Erstmals libanesischer Geistlicher in Israel

TEL AVIV (inn) – Das Oberhaupt der maronitischen Christen, Bechara Ra‘i, besucht in dieser Woche Israel. Er ist der erste libanesische Religionsführer seit Gründung des jüdischen Staates, der das „feindliche Land“ besucht.
Bechara Ra'i hat trotz Kritik Maroniten in Israel besucht. Das Bild zeigt die Sommerresidenz des Patriarchen im nordlibanesischen Dimane.

Ra‘i begleitete zunächst Papst Franziskus bei seiner Reise im „Heiligen Land“ am vergangenen Wochenende nach Bethlehem und Ostjerusalem. Am Montag reiste er schließlich in den maronitischen Kirchenbezirk Jaffa bei Tel Aviv. Im Laufe der Woche möchte er weitere Kirchenmitglieder im Norden Israels treffen.
Im Libanon ist die Reise umstritten. Kritiker monieren, der Besuch komme einer „Normalisierung“ der Beziehungen mit Israel gleich. Beide Länder befinden sich formal im Krieg. Libanesen ist der Kontakt zu Israelis untersagt.

Ra‘i: Kein politischer Besuch

Ra‘i entgegnete seinen Kritikern, sie hätten seine Beweggründe missverstanden. Mit dem Besuch wolle er die Wurzeln des Christentums feiern. „Wir sind hierher gekommen, um unseren Glauben zu stärken“, beteuerte er laut der Online-Zeitung „Times of Israel“. Ihm sei klar, dass Israel ein „feindlicher Staat“ sei. „Wir haben keine Treffen mit israelischen Offiziellen, und es tut mir leid, wenn einige Libanesen Probleme erfinden, die es nicht gibt.“ Auch der Erzbischof Paul Saja versicherte, der Besuch sei „rein religiös“ und nicht verbunden mit der „bedauerlichen Lage, die zwischen dem Libanon und Israel existiert“.
Die Syrisch-Maronitische Kirche ist mit der römisch-katholischen Kirche uniert und erkennt den römischen Papst als Oberhaupt an. Sie ist eine der ältesten und größten Religionsgemeinschaften im Libanon. Der Name der Kirche geht auf den syrischen Mönch Maron zurück, der im 5. Jahrhundert lebte.
In Israel leben etwa 11.000 Maroniten. Einige von ihnen haben mit Israel gegen die radikal-islamische Terrorgruppe Hisbollah gekämpft. Als sich Israel im Jahr 2000 aus dem Südlibanon zurückzog, flohen sie in den jüdischen Staat. Im Libanon gelten sie in der Regel als Verräter. Die Hisbollah drohte in der vergangenen Woche, der Besuch Ra‘is werde „nicht ruhig“ verlaufen und das Leben der Christen im Nahen Osten gefährden.

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