NAZARETH (inn) – Ein israelischer Araber hat in Nazareth das erste Holocaust-Museum für ein arabisches Publikum eröffnet. Der Rechtsanwalt Chaled Mahamid will mit den Fotos, die den Massenmord der Nazis an den Juden dokumentieren, die arabische Bevölkerung über das Leid der Juden aufklären und wirbt für mehr gegenseitiges Verständnis.
Wenn die Araber mehr über den Mord der Nazis an den Juden wüssten, würden die Chancen auf Frieden steigen, beschreibt der 42-jährige Mahamid seine Intention. Er investierte umgerechnet mehr als 3.600 Euro in die Ausstellung.
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat Mahamid 70 Fotos von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als Leihgabe bekommen. Zu den Fotos stehen Erklärungen in arabischer Sprache. „Die wenigsten Araber haben solche Bilder jemals gesehen“, erklärt Mahamid, während er auf ein Foto deutet, auf dem ein Nazi-Soldat einen jüdischen Häftling erschießt.
Vielen Arabern sei zwar bekannt, dass es einen Holocaust an den Juden gegeben habe, „aber sie leugnen ihn, weil sie gar nicht wissen, was genau passiert ist. Wenn sie diese Bilder sehen, ändern sie sicherlich ihre Einstellung.“
Er selbst habe sich bereits als Junge für den Holocaust interessiert. Damals sei sein Vater wütend geworden, weil er sein Land an den jüdischen Staat abgeben musste. Von seinem Vater habe Mahamid immer wieder den Satz gehört: „Siehst du, was wir wegen der Nazis erleiden müssen?“
Auf der anderen Seite hofft Mahamid, dass die Israelis auch das Leid der Palästinenser erkennen. „Wir müssen den Kreis des gegenseitigen Leugnens durchbrechen. Beide Seiten müssen das Leid der anderen anerkennen“, fordert er.
Ein Besucher des Museums, der Unternehmer Samer Ahmed aus einem arabischen Dorf, ist beeindruckt: „Ich habe von dem Holocaust gehört, aber noch nie Fotos davon gesehen. Sie beweisen, dass er wirklich stattgefunden hat.“
Seitdem das Museum vor einigen Wochen in einer Seitenstraße eröffnet hat, sind noch nicht viele Besucher gekommen, sagt Mahamid. Doch er ist überzeugt, dass sein Projekt einem besseren Verständnis zwischen Arabern und jüdischen Israelis dient. „Mein Ziel ist es, zu zeigen, wie sehr der Holocaust die jüdische und die arabische Politik beeinflusst.“
Efraim Zuroff, Chef des Büros des Simon Wiesenthal Centers in Jerusalem, lobte das Projekt: „Das sieht für mich nach einer großartigen und positiven Entwicklung aus. In der arabischen Welt wurde der Holocaust seit je vehement geleugnet und vom Nahost-Konflikt ausgeklammert.“