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Erster Propagandastreifen der Filmgeschichte wiederentdeckt

JERUSALEM (inn) – Der Stummfilm „Das Leben der Juden im Land Israel“ gilt als Pionier der Propagandafilme. Lange war er nicht auffindbar. Im Dezember soll der Schwarz-Weiß-Streifen in Jerusalem gezeigt werden.
Szene aus dem Stummfilm "Das Leben der Juden im Land Israel"

Vor über hundert Jahren, vom April bis Mai 1913, ist der Film „Das Leben der Juden im Land Israel“ gedreht worden. Beim 11. Zionistischen Kongress in Wien im September 1913 sollte damit der jüdische Aufbau in Palästina gezeigt werden. Seit dem Ersten Weltkrieg galt dieser historische Film als verschollen.
Der Dokumentarfilmer und Filmforscher Jakov Gross hatte jahrelang den verloren geglaubten Film gesucht, nachdem er im zentralen Zionistischen Archiv in Jerusalem dazu eine zeitgenössische Beschreibung gefunden hatte. 1975 wurde in einer amerikanischen Privatsammlung eine Kiste mit dem Film entdeckt. Doch das Zelluloid hatte sich aufgelöst. 1997 hatte Gross mehr Glück beim Nationalzentrum für Cinematographie (CNC) in Frankreich. Die dort eingelagerten 190 Filmrollen waren nicht markiert. Aber anhand der Beschreibung aus dem Jerusalemer Zentralarchiv konnte Gross den Film einwandfrei identifizieren.
Es handelt sich um einen Stummfilm in schwarz-weiß mit eingeblendeten Zwischentiteln auf Französisch, Englisch und Hebräisch. Die Aufnahmen hatte 1913 die Mizrah-Gesellschaft aus Odessa gemacht, auf Bestellung des zionistischen Geschäftsmannes Noah Sokolovsky. Der wollte die Erneuerung jüdischer Ansiedlung im Lande Israel dokumentieren, das damals noch zum Osmanischen Reich gehörte.

Araber bewusst ausgeblendet

Das Filmteam reiste von Odessa ins Heilige Land und filmte markante Plätze im frisch gegründeten Tel Aviv, jüdische Bauern bei der Ernte nahe Hadera, die Errichtung des Technions in Haifa und den einarmigen Volkshelden Joseph Trumpeldor beim Pflügen in Galiläa. Gefilmt wurden auch jüdische Heilige Stätten wie die Klagemauer in Jerusalem, das Grab der Erzmutter Rachel bei Bethlehem und das Patriarchengrab in Hebron. Offenbar sind Araber bewusst ausgeblendet worden, denn gezeigt wurden nur Juden.
Die zeitgenössische zionistische Presse lobte den Film, der in ganz Europa und in Russland vor einem „begeisterten Publikum“ gezeigt wurde. „Die lebendigen Bilder betonen die Ausstrahlung des großen Ereignisses in unserem alten Land“, schrieb die von Theodor Herzl gegründete und in Wien herausgegebene zionistische Wochenzeitung „Die Welt“ und fuhr fort: „Die überraschenden Bilder stammen aus einer unerwarteten Welt.“

Film soll im Dezember beim Festival jüdischer Filme gezeigt werden

Die erste hebräisch-sprachige Zeitung in Polen, Hezefira, meinte, dass jeder Jude diesen „interessanten Film“ sehen sollte. Denn dieses „nationale Fest“ strahle „wunderbare Gefühle spiritueller Freude aus, erzeugt durch die Szenen aus dem Heiligen Land“.
Das Material wurde mit modernster Technologie beim israelischen Filmarchiv der Jerusalemer Cinemathek restauriert und digitalisiert. Der vollständige Film soll dort erstmals im Dezember im Rahmen eines Festivals jüdischer Filme gezeigt werden. Vorläufig hat die Zeitung „Ha‘aretz“ mit Genehmigung der Jerusalemer Cinemathek zwei kleinere Ausschnitte ins Internet hochgeladen.
Zu Filmausschnitten geht es mit folgenden zwei Links: http://tinyurl.com/das-leben-der-juden-israel-1, http://tinyurl.com/das-leben-der-juden-israel-2
Ein Artikel über die israelische Filmgeschichte ist hier zu finden http://tinyurl.com/film-in-israel

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