JERUSALEM (inn) – Die Partei „Kadima“ hat ihren ersten Parteitag abgehalten. Sie präsentierte ihre Liste mit 50 Kandidaten für eine Parlamentswahl, bei der das erste Mal seit drei Jahrzehnten Premier Ariel Scharon nicht antritt.
Der Parteitag fand am Dienstag im Internationalen Kongress-Zentrum von Jerusalem vor einem großen Foto Scharons statt. Scharon, der am 4. Januar einen Schlaganfall erlitt und seit dem im Koma liegt, hatte die Partei im November gegründet. Selbst wenn Scharon aus dem Koma erwachen sollte, gilt es als ausgeschlossen, dass er wieder aktiv in das politische Leben zurückkehrt.
„Wir sind mit dem Herzen alle bei ihm“, sagte der regierende israelische Premierminister und Vorsitzende von Kadima, Ehud Olmert, über den 77-jährigen Premier. Die Tagung sollte zudem ohne die üblichen Feuerwerks- und Show-Effekte stattfinden, wie sie bei den großen Parteien Israels üblich sind. „Wir wollten keine Ballons, Musik oder Cheerleaders“, erklärte der Scharon-Berater Reuven Adler. „Wir wollen zeigen, dass die Kadima eine andere Art von Partei ist.“
Auf einem großen Banner standen die Worte „Kadima („Vorwärts“) Israel mit Ehud Olmert“. Auf einer großen Leinwand wurde zu Beginn des Parteitages eine Rede Scharons gezeigt, die dieser im November zur Gründung der Partei gehalten hatte. Wie die Tageszeitung „Jerusalem Post“ berichtet, verfolgten Scharons Söhne Omri und Gilad eine live-Übertragung der Veranstaltung im Krankenzimmer ihres Vaters im Hadassah-Krankenhaus.
Olmert: „Kadima ist starke Führung Israels“
„Wir fürchten uns nicht vor äußeren Bedrohungen oder Ereignissen der letzten Tage“, sagte Olmert in seiner Rede. „Die Geschichte hat gezeigt, dass Israel immer wusste, wie es ein Hindernis überwinden konnte, wenn es sich hinter eine verantwortungsvolle Führung stellte. Diese starke Führung gibt es nur in der Kadima-Liste.“
Die zwei zentralen Ziele der Partei seien der Schutz von Israels Grenzen, um eine jüdische Mehrheit im Land zu gewährleisten, sowie die Schließung des sozialen Risses zwischen arm und reich.
Der ehemalige Premierminister und Kadima-Kandidat Schimon Peres sagte gegenüber der „Jerusalem Post“ nach der Veranstaltung: „Für mich ist die Bildung von Kadima ein persönlicher Sieg. Die extreme Rechte ist zu einer Mitte-Partei geworden, die Entscheidungen treffen kann und einen palästinensischen Staat formen wird.“
Auf der Kadima-Liste sind elf Frauen, sechs Generäle, sieben Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion, drei Religiöse, drei Siedler und fünf Akademiker. Aufgelistet sind neben Olmert und Peres die israelische Außenministerin Zipi Livni, Verteidigungsminister Schaul Mofas, Bildungsminister Meir Sheetrit, der ehemalige Chef des Inlandsgeheimdienstes Avi Dichter sowie Haim Ramon, Avraham Hirschson, Gideon Esra, Roni Bar-On, Dalia Itzik und Se´ev Boim.
Kadima wurde am 21. November gegründet, nachdem sich Scharon von seiner ehemaligen Partei Likud getrennt hatte. Nach aktuellen Umfragen würde die Partei 40 von 120 Sitzen in der Knesset erhalten.
Die israelischen Parlamentswahlen finden am 28. März statt.