Erster internationaler Holocaust-Gedenktag

BERLIN / JERUSALEM (inn) – Weltweit wird erstmals am internationalen Holocaust-Gedenktag der Opfer der Nazi-Herrschaft gedacht. Vor 61 Jahren befreite die sowjetische Armee das Konzentrationslager Auschwitz – die UNO machte diesen Tag im Oktober 2005 zum weltweiten Gedenktag.

Auch der Deutsche Bundestag erinnerte mit einer zentralen Gedenkveranstaltung an die Opfer des Nationalsozialismus. Dabei verurteilte Bundestagspräsident Norbert Lammert besonders die hetzerischen Äußerungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmedinedschad. „Nicht nur wir Deutsche bedürfen des Gedenktages“, mahnte Lammert. Ahmedinedschads Äußerungen, nach denen Israel von der Landkarte getilgt werden solle und der Holocaust nur ein „Mythos“ sei, bezeichnete er als „unfassbar“.

Gerade Deutschland müsse daher das Existenzrecht Israels bekräftigen. Der Bundestag werde im Erinnern an die millionenfachen Morde des Holocausts „Antisemitismus und Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz anprangern, verurteilen und bekämpfen“, so Lammert.

Holocaust-Überlebender: „Freiheit des Menschen verteidigen“

Als Hauptredner bei der Zeremonie sprach der 92-jährige Publizist und Holocaust-Überlebende Ernst Cramer. „Wir gedenken in Demut, Trauer und dem feierlichen Versprechen, in Zukunft die Freiheit jedes Menschen zu achten und zu verteidigen“, so Cramer. Er erinnerte an die Aussage des früheren Bundesaußenministers Joschka Fischer, dass Auschwitz „der Tiefpunkt deutscher Geschichte“ gewesen sei.

„Wo blieb zwischen 1933 und 1945 die christliche Liebe zu den Juden, Sinti und Roma?“, fragte Cramer. Der langjährige Weggefährte des Verlegers Axel Springer wurde 1938 in das Konzentrationslager Buchenwald gesperrt. 1939 gelang ihm die Flucht. Nach dem Krieg setzte er sich für die deutsch-jüdische Versöhnung ein.

Alt-Bundespräsident Roman Herzog führte 1996 den 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Holocaust-Opfer ein. Die UNO erklärte den Tag am 1. Oktober 2005 offiziell zum internationalen Gedenktag.

Annan: „Holocaust-Leugner sind verblendet“

UN-Generalsekretär Kofi Annan rief anlässlich des Gedenkens am Freitag dazu auf, des Massenmordes an den Juden zu gedenken und ihn nie zu vergessen. Die Vereinten Nationen selbst seien als Reaktion auf die Schrecken des Zweiten Weltkriegs gegründet worden, so Annan. Der UNO-Chef verurteilte erneut die Leugnung des millionenfachen Mordes: „Die Leugnung des Holocaust ist das Werk von Verblendeten.“

Zeremonie in Yad Vashem

Das israelische Kabinett traf sich bereits am Donnerstag zu einer Sondersitzung in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Premier Ehud Olmert sagte, die Regierung sei dazu verpflichtet, an „unsere Brüder und Schwestern“ zu erinnern, die von den Deutschen und ihren Helfern ermordet wurden. Er hoffe, dass der neue Gedenktag dabei helfe, den Holocaust in aller Welt im Gedächtnis zu behalten.

Die Gedenkstätte Yad Vashem hat eine neue Ausstellung mit dem Titel „Montparnasse Deportation – Das Ende der Pariser Schule“ eröffnet. Darin geht es um Leben und Werk jüdischer Künstler in Paris. Die meisten von ihnen waren in Konzentrationslagern ermordet worden.

Das israelische Außenministerium will zusammen mit dem Post-Ministerium eine neue Briefmarke herausgeben. Sie trägt den Aufdruck „Internationaler Holocaust-Gedenktag – Resolution der UN Generalversammlung, 27. Januar 2006“.

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