RAMALLAH (inn) – Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) haben die Freilassung des Führers der „Palästinensischen Befreiungsfront“ (PLF) gefordert. Der seit 17 Jahren gesuchte Mohammed Zaidan (Abu Abbas) war am Montag in Bagdad von einem amerikanischen Einsatzkommando verhaftet worden.
Die Festnahme verstoße gegen ein Abkommen zwischen Israel und den Palästinensern aus dem Jahr 1995, sagte Saeb Erekat. Demzufolge könne niemand für terroristische Aktionen verhaftet werden, die vor den Oslo-Verträgen begangen wurden. „Die Vereinigten Staaten haben kein Recht, ihn zu inhaftieren. Dieser Vertrag wurde vom amerikanischen Präsidenten Bill Clinton und seinem Außenminister Warren Christopher unterzeichnet“, so der palästinensische Chef-Unterhändler.
Im Oktober 1985 hatte eine Einheit der PLF unter dem Kommando von Abu Abbas das italienische Schiff „Achille Lauro“ entführt, um die Freilassung von 50 palästinensischen Häftlingen zu erpressen. Die Entführer drohten, den Luxusliner mit Hunderten Passagieren an Bord in die Luft zu sprengen. Während der Aktion erschossen sie den 69jährigen amerikanischen Juden Leon Klinghoffer, der an einen Rollstuhl gefesselt war, und warfen ihn ins Meer.
„Er machte Probleme“, begründete Abu Abbas den Mord 13 Jahre später in einem Interview. „Er war behindert, aber er hetzte die anderen Passagiere auf. Deshalb wurde beschlossen, ihn zu töten.“
In den vergangenen Jahren hatte sich der PLF-Führer vorwiegend in Bagdad aufgehalten. Der Tageszeitung „Yediot Ahronot“ zufolge organisierte er die Weiterleitung von irakischen Geldern und Kampfmitteln in die Autonomiegebiete. Das Geld war für Familien von palästinensischen „Märtyrern“ bestimmt. Zudem wurden PLF-Aktivisten im Irak für terroristische Aktivitäten trainiert.
Im Januar nahm Abu Abbas in Kairo an einem Treffen verschiedener palästinensischer Organisationen teil, die sich auf ein gemeinsames Vorgehen bezüglich der Terroranschläge auf israelische Ziele einigen wollten. Als die Amerikaner von seinem Aufenthalt in Ägypten erfuhren, kehrte er vorzeitig in den Irak zurück. Bei dem Treffen wurde kein Ergebnis erzielt.
Palästinensischen Quellen zufolge versuchte Abu Abbas nach dem Sturz des irakischen Regimes, nach Syrien und in den Iran zu fliehen. Er sei jedoch nicht über die Grenze gelassen worden und habe nach Bagdad zurückkehren müssen. Dort fanden ihn die Amerikaner aufgrund von Geheimdienstinformationen. Mit ihm wurden weitere verdächtige Personen vorläufig festgenommen.
Unterdessen forderte Italien die Auslieferung von Abu Abbas. Die beiden Töchter von Klinghoffer hoffen hingegen, daß der Palästinenser wegen des Mordes an ihrem Vater in den USA vor Gericht gestellt wird.