Erdogan kündigte an, dass die Türkei die Kühle in den Beziehungen beibehalten werde, bis sich Israel für die Razzia auf der „Mavi Marmara“ entschuldige. Zudem müsse es die Familien der neun pro-palästinensischen Aktivisten entschädigen, die bei der Erstürmung des Schiffes Ende Mai ums Leben gekommen waren. „Solange Netanjahus Regierung ihre Politik nicht ändert, kann sie nicht erwarten, dass wir die unsrige ändern.“
Mit seiner Kritik an Lieberman reagierte Erdogan auf Äußerungen des israelischen Außenministers. Dieser hatte zuvor die Forderungen nach einer Entschuldigung als „frech“ (Chutzpah) bezeichnet. Der türkische Regierungschef sagte, die israelische Öffentlichkeit müsse Lieberman „loswerden“. Er sei ein „verachtenswerter“ Mann. „Es liegt bei ihnen, nicht bei uns“, den Minister seines Amtes zu entheben. „Wenn sie es nicht tun, werden sich Israels Probleme nur noch verschlimmern.“
Unterstützung bekundete Erdogan laut der Tageszeitung „Ha´aretz“ für die Hamas-Regierung in Gaza: „Die Hamas ist keine terroristische Bewegung. Es sind Menschen, die ihr Land verteidigen. Es ist eine Bewegung, die sich zur Wahl gestellt und gewonnen hat.“ Die palästinensische Gruppe habe nie die Chance erhalten, als demokratische Regierung zu herrschen. Der türkische Premier forderte, die Hamas müsse in die Endstatusverhandlungen einbezogen werden. Denn ohne ihren Beitrag sei ein palästinensisch-israelischer Friede unmöglich.