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Er wollte Märtyrer werden – BBC-Interview mit einem 15-Jährigen

JERUSALEM (inn) – Im März dieses Jahres wollte sich der 15-jährige Hussam Abdo an einem israelischen Kontrollpunkt in Samaria in die Luft sprengen – er wurde jedoch von Soldaten gefasst und befindet sich in israelischer Haft. Ein Reporter des britischen Senders BBC sprach jetzt mit dem Jugendlichen.

In dem Interview erzählt er, wie es zu dem geplanten Anschlag kam:

Einer seiner Klassenkameraden habe ihn eines Tages gefragt, ob er ihm helfen könne, einen Selbstmordattentäter zu finden. Abdo habe sich daraufhin selbst dazu bereit erklärt. Sein 16-jähriger Mitschüler habe ihn dann zu einem Mitglied der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden geführt. Dieser habe ihn auf den Anschlag vorbereitet, mit einem Sprengstoffgürtel ausgerüstet und Fotos von ihm gemacht.

Der Palästinenser habe ihm versprochen, nach seinem Tod für seine Familie zu sorgen, falls die Armee deren Haus zerstören sollte.

Als Beweggründe für sein Vorhaben gab der 15-Jährige den Tod eines Freundes an, der von Soldaten getötet worden war. Zudem habe er Ärger in der Schule gehabt und wollte nicht mehr zum Unterricht gehen. Auf die Frage, warum er ein Selbstmordattentäter werden wollte, wo andere doch Fußballer oder Sänger werden wollen, sagte er: „Es ist kein Selbstmord – es ist Märtyrertum. Ich wäre ein Märtyrer geworden und zu meinen Gott gegangen. Das ist besser, als ein Sänger oder Fußballer zu werden. Es ist besser, als alles“, so der 15-jährige Palästinenser.

An dem Tag, an dem er sich in die Luft sprengen sollte, habe er wie immer gebetet und sich von seiner Mutter verabschiedet. Ihr habe er erzählt, er gehe zur Schule. Dann habe er die Mitglieder der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden getroffen, seinen neun Kilogramm schweren Sprengstoffgürtel in Empfang genommen und sich auf den Weg zu dem Kontrollpunkt gemacht. Die Terrorgruppe habe ihm zuvor Video-Aufnahmen davon gezeigt.

Den Soldaten an dem Kontrollpunkt erschien der Jugendliche verdächtig und sie nahmen ihn fest. Er habe Angst gehabt, dass ihn die Armeeangehörigen schlagen, aber er habe keine Angst davor gehabt, dass sie ihn erschießen könnten, sagte Abdo gegenüber BBC. Aber die Soldaten seien nett gewesen und hätten ihn gut behandelt.

Sie hätten ihn zu einer Militärbasis gebracht, dort sei er von einem Arzt untersucht worden. Diesen habe er gebeten, mit seiner Mutter sprechen zu können. „Der Doktor hat mir sein Handy geliehen und mich mit meiner Mutter sprechen lassen. Sie begann zu weinen – sie hat im Fernsehen gesehen, was passiert ist. Der Arzt hat dann das Telefon genommen und mit ihr gesprochen. Er sagte ihr, sie soll sich keine Sorgen um ihren Sohn machen, wir passen auf ihn auf.“

Auf die Frage, ob er sich darüber im Klaren war, dass er zu einem Massenmörder werden würde, dass er Müttern und Vätern großen Kummer bereiten würde, sagte er, er sei sich dessen voll und ganz bewusst gewesen. Da die Israelis den Palästinensern Leid zufügten, sollten sie dies auch selbst spüren.

Vor dem Tod habe er keine Angst, denn „keiner lebt für immer. Wir alle müssen sterben“, so Abdo. Er sei jedoch dankbar, dass die „Operation nicht gelungen ist“. „Gott wollte nicht, dass ich sterbe“.

Auf die Frage, was er tun würde, wenn sich ein anderer Jugendlicher in seinem Alter in die Luft sprengen möchte, um Israelis zu ermorden, sagte er: „Ich würde ihn aufhalten. Denn wenn er erwischt wird, kommt er ins Gefängnis und das ist kein schöner Platz, außerdem sollte er nicht von seinen Eltern weg sein.“

Er selbst würde sich nicht noch einmal zu den Anschlagsplänen bereit erklären – wegen der drohenden Gefängnisstrafe, falls er festgenommen werde und weil er doch Hoffnung auf Frieden habe.

Wie ihm seine Anwälte mitteilten, werde er eine Strafe von zwei bis drei Jahren zu verbüßen haben. Danach möchte er nach Hause zu seinen Eltern und dort bei seinem Vater im Geschäft mitarbeiten.

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