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Er organisierte die Eichmann-Entführung: Mossad-Chef Harel 91jährig gestorben

PETAH TIKVA (inn) – Der erste Vorsitzende des Mossad, Isser Harel, ist am Dienstagabend 91jährig nach langer Krankheit in einer Klinik in Petah Tikva gestorben. Berühmt wurde er vor allem durch die von ihm organisierte Entführung von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann, der im Dritten Reich maßgeblich für die Massenvernichtung der Juden verantwortlich war.

Isser Halperin wurde 1912 in der weißrussischen Stadt Witjebsk geboren. Mit 18 Jahren wanderte er ins britische Mandatsgebiet Palästina aus und hebraisierte seinen Nachnamen. In der Nähe von Tel Aviv gründete er mit anderen Immigranten den Kibbutz Shefayim. Bald schloß er sich der Hagana an und übernahm die Leitung des zugehörigen Geheimdienstes im Bereich Tel Aviv.

Nach der Staatsgründung wurde Harel Vorsitzender des Inlandgeheimdienstes Shin Bet. Dieses Amt gab er 1952 offiziell an seinen Stellvertreter ab, weil er zum ersten Mossad-Chef berufen wurde. Faktisch leitete er jedoch beide Geheimdienste und hatte dadurch eine hohe Machtposition. Den Mossad baute Harel zu einer international anerkannten Organisation aus, die Beziehungen zu ausländischen Nachrichtendiensten hatte.

Im Jahr 1956 gelang es dem Mossad, ein Exemplar der geheimen Rede in die Hände zu bekommen, die Nikita Chruschtschow vor dem Parteikongreß der KpdSU hielt. Darin kritisierte der Ministerpräsident der Sowjetunion Verbrechen des ehemaligen Diktators Josef Stalin. Durch den israelischen Geheimdienst gelangte das Dokument nach Washington.

Die bekannteste Aktion des Mossad ist wohl die spektakuläre Entführung Eichmanns aus einem Vorort der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Mehrere Mossad-Agenten stürzten sich im Mai 1961 auf den hochrangigen Nazi, als er vor seinem Haus in der Garibaldistraße aus einem Bus stieg.

Eichmann wurde nach Jerusalem gebracht und nach einem Prozeß zum Tode verurteilt. Das Verfahren erregte im ganzen Land Aufsehen und führte zu neuen Diskussionen über die Sho´ah. Daß Harel die Aktion geplant hatte, wurde erst Jahre später bekannt. Selbst seine Frau Rivka wußte nicht, worin seine genaue Arbeit bestand.

Im Jahr 1963 mußte der Mossad-Chef nach einer Auseinandersetzung mit Premier David Ben Gurion sein Amt niederlegen. Der Mossad hatte deutsche Wissenschaftler bedroht, weil sie Ägypten beim Bau von Raketen unterstützten. Die israelische Regierung hielt die Gefahr jedoch für gering und sah keinen Handlungsbedarf.

Zwei Jahre später wurde Harel Berater des Nachfolgers von Ben Gurion, Levi Eshkol, für Geheimdienstfragen. In der siebten Knesset war er Abgeordneter für die „Reshima Mamlachtit“ (Staatliche Liste). 1973 beendete er seine politische Tätigkeit.

Nach dem Rückzug aus dem Parlament schrieb Harel mehrere Bücher, in denen er zum Teil seine Erfahrungen mit dem Mossad beschrieb. Das bekannteste von ihnen, „Das Haus in der Garibaldistraße“, handelt von der Eichmann-Entführung.

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