CHAN JUNIS (inn) – Die beiden ausländischen Journalisten, die im Gazastreifen entführt wurden, sind in der Nacht zum Donnerstag befreit worden. Zu der Entführung bekannte sich eine kleine Splittergruppe der Fatah-Bewegung vom Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas.
Der amerikanische Korrespondent Dion Nissenbaum und der britische Fotograf Adam Pletts waren am Mittwoch verschleppt worden. Sie arbeiten für „Knight Ridder“, den zweitgrößten Zeitungsverlag in den USA. Die beiden waren mit ihrem palästinensischen Dolmetscher Siad Abu Mustafa in der Nähe von Chan Junis unterwegs.
„Ein Auto verfolgte unser Fahrzeug drei oder vier Minuten lang und hielt uns dann an“, sagte der Palästinenser gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. „Sechs bewaffnete Männer richteten ihre Waffen auf uns und sagten: ‚Wir wollen die Ausländer‘.“ Mustafa wurde angewiesen, dort zu bleiben. Die Geiseln wurden in Richtung der Stadt Rafah gebracht.
Daraufhin traten palästinensische Beamte in Kontakt mit den Entführern. Sicherheitskräfte leiteten eine Suche ein. Nach sieben Stunden kamen die beiden Journalisten wieder frei. Nach ihren Angaben hatten die Entführer sie gut behandelt.
Zu der Geiselnahme bekannte sich eine weniger bekannte bewaffnete Splittergruppe der Fatah, die sich „Schwarzer Panther“ nennt. Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, blieb das Motiv zunächst im Dunkeln.
Der palästinensische Polizeichef Ala Hosni beschrieb die Täter als „Bande“, die örtliche Clans repräsentiere. Sie hätten „alberne Dinge“ getan, „die nicht erwähnenswert sind“. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Geiseln in Gaza bat Hosni im Namen der PA um Entschuldigung für die Entführung. Wie bereits mehrere Vertreter der Autonomiebehörde vor ihm kündigte er an, sie werde solche Aktionen nicht länger dulden.
Ausländische Besucher rief er dennoch zur Vorsicht auf. „Ich hoffe, unsere ausländischen Freunde stimmen sich dabei mit uns ab, weil es immer noch Gruppen gibt, die aus niedrigen Beweggründen das Gesetz brechen“, so Hosni. Der Einsatz der Sicherheitskräfte habe die Entführer zur Flucht gezwungen. Dabei hätten sie ihre Geiseln zurückgelassen. Zwar habe es keine Festnahmen gegeben, aber die Bewaffneten würden weiter verfolgt.