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Entdeckung: Truman drohte Ben Gurion wegen Flüchtlingsfrage

WASHINGTON (inn) – Zwischen dem früheren US-Präsidenten Harry S. Truman und Israels einstigem Premier David Ben Gurion gab es nach der israelischen Staatsgründung mehrfach große Spannungen – das geht aus den unlängst entdeckten Tagebüchern des ersten Botschafters der USA in Israel, James McDonald, hervor.

Demnach drohte Truman, die Beziehungen zu Israel abzubrechen, wenn die Regierung nicht eine Anzahl palästinensischer Flüchtlinge ins Land ließe. Als Reaktion boten israelische Führer an, 100.000 Palästinensern die Rückkehr zu genehmigen. McDonald erfuhr am 9. Juni 1949 von Trumans Drohungen. „Es ist in einem gewissen Maße bekannt, dass Truman von 1948 bis 1950 Probleme mit den Israelis hatte“, sagte der Historiker Severin Hochburg vom Holocaust-Museum in Washington. „Doch die Spannung war viel größer, als allgemein angenommen wird.“

Im Dezember 1948 machte die israelische Armee im Negev einen Vorstoß zu ägyptischen Truppen. Laut McDonald verwendete Truman in diesem Zusammenhang Ausdrücke wie „schwere Konsequenzen “ und „Überdenken unserer Beziehungen zu Israel“. Der Präsident befürchtete, dass durch israelische Vorstöße in ägyptisches Gebiet Großbritannien in die Kämpfe eingreifen könnte.

Ein weiteres Problem war die Sorge der USA, Israel könnte ins kommunistische Lager abdriften. Im November 1948 musste McDonald den damaligen US-Außenminister George Marshall davon überzeugen, dass der Kommunismusverdacht keine Substanz habe. Aus den Tagebüchern geht auch hervor, dass der Botschafter Ben Gurions Entscheidung beeinflusst hat, sich bei der Korea-Problematik auf die Seite der USA zu stellen. Danach war allen klar, dass Israel ins westliche Lager gehörte.

McDonald stammte aus dem US-Bundesstaat Ohio und hatte in Harvard Geschichte studiert. Bereits im Jahr 1933 warnte er vor der Bedrohung der Juden durch die Nationalsozialisten. Nachdem er Genossen von Adolf Hitler getroffen hatte, notierte er: „Die beiläufigen Ausdrücke, die beide Männer verwendeten, wenn sie über die Juden sprachen, waren dazu geeignet, einen erschaudern zu lassen, weil niemand von einem Volk so sprechen würde, selbst wenn es völlig degeneriert wäre.“

Von 1933 bis 1935 war McDonald der Hochkommissar für Flüchtlinge aus Deutschland beim Völkerbund. Ab 1946 arbeitete er im anglo-amerikanischen Untersuchungsausschuss für Palästina. Aus den Tagebüchern geht hervor, dass er zionistische Führer wie Ben Gurion oder Israels ersten Staatspräsidenten Chaim Weizmann sehr schätzte.

Wie der internationale jüdische Informationsdienst JTA berichtet, wurden die Tagebücher bereits 2003 in den Vereinigten Staaten entdeckt. Jetzt hat das Holocaust-Museum in Washington sie offiziell vorgestellt. Insgesamt bestehen die Bücher aus 12.000 Seiten.

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