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Empörte Reaktion auf Bundesverdienstkreuz für Felicia Langer

JERUSALEM / BERLIN (inn) - Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an die israelische Rechtsanwältin Felicia Langer, 79, hat in Israel Empörung ausgelöst. Langer, 1990 nach Deutschland ausgewandert, zähle zu den "giftigsten Kritikern Israels", heißt es in einem Bericht der "Jerusalem Post".

Die in Tübingen lebende Anwältin vergleiche Israel mit dem Apartheid-Regime Südafrikas und habe die antisemitische Rede des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad in Genf gelobt, schreibt die israelische Tageszeitung. Dessen Ankündigung, Israel „von den Seiten der Geschichte auszulöschen“, bedeute keine Vernichtung Israels. In einem Gespräch mit der „Jerusalem Post“ bestätigte Langer, dass sie israelische Regierungsbeamte für „Kriegsverbrecher“ halte, die vom internationalen Gerichtshof in Den Haag abgeurteilt werden sollten.

Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, habe nach Angaben der Zeitung Langer als einen „militanten und fanatischen Israel-Hasser“ bezeichnet. Erstmals würden „aggressive verbale Attacken gegen den jüdischen Staat von der Bundesrepublik gewürdigt“, habe Grauman per Email der „Jerusalem Post“ geschrieben. Gegen faktische Kritik an Israels Politik sei nichts einzuwenden, und man höre sie am lautesten in Israel selbst, meinte Graumann. „Aber Frau Langer ist bekannt für ihren böswilligen, militanten Hass auf Israel, der (in Deutschland) nur deshalb beachtet wird, weil sie selber Jüdin ist und ihre Holocaustvergangenheit betont“, schrieb Graumann weiter. Nachdem Langer erst vor einigen Monaten die pro-israelische Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel als „skandalös“ kritisiert hatte, sei sie jetzt plötzlich des Bundesverdienstkreuzes würdig. Das sei ein „fatales Signal und legitimiere ihre einseitige Hetze gegen Israel“, zitiert die Zeitung aus der Stellungnahme Graumanns.

Langer reagierte auf die Beschuldigung Graumanns gegenüber der „Jerusalem Post“, dass sie den Zentralrat für eine „Filiale der israelischen Botschaft“ halte, der „nichts Gutes für Israel oder die Friedensbewegung“ unternehme.

Peter Weidner, Oberösterreichischer Landesvorsitzender des Bundes Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschisten (Linz), habe nach Angaben der Zeitung berichtet, dass Langer in Linz die Wahl der Hamas im Januar 2006 als die „freiesten demokratischen Wahlen im Nahen Osten jemals“ beschrieben habe. Eine pauschale Bezeichnung der israelischen Politik als „rassistisch“ und eine Entlegitimierung Israels entspräche gemäß EU Richtlinien der Antisemitismus-Definition, schreibt die „Jerusalem Post“.

Israeli will Verdienstkreuz zurückgeben

„Mit Schmerz habe ich die Nachricht von der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Felicia Langer gehört. Das ist eine Schande für die Bundesrepublik.“ Mit diesen Worten reagierte der 74 Jahre alte israelische Reiseführer Motke Schomrat auf die Auszeichnung. Er will sich in den nächsten Tagen zur deutschen Botschaft in Tel Aviv begeben und aus Protest sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben.

Damit sein Protest auch öffentlich wahrgenommen werde und „die Sekretärin den Orden und die Urkunde nicht einfach in den Papierkorb wirft“, wandte sich Schomrat an einen bekannten Journalisten der Zeitung „Ma´ariv“, um die Rückgabe seines Verdienstkreuzes zu dokumentieren.

Er hatte es 1995 für seine „Verdienste für die Versöhnung zwischen dem jüdischen und deutschen Volk“ vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog verliehen bekommen. „Es ist mir unbegreifbar, dass die Bundesrepublik sich von ihrer Nazi Vergangenheit befreien will und gleichzeitig eine Jüdin auszeichnet, die den heutigen neuen Hitler (Ahmadinedschad) stützt, der zur Vernichtung des Staates Israel aufruft“, heißt es in einem Brief an einen Bekannten in Deutschland.

Schomrat erzählt, dass er aus Köln stamme, in einem Kloster nahe dem belgischen Ort Dimant und später im KZ Mechlen in Belgien den Krieg überlebt habe. Sein Vater sei im KZ Dachau am Tag der Befreiung gestorben. Schomrat ist stolz darauf, unzählige Male Erwin Teufel, Ministerpräsident von Baden-Würtemberg, durch Israel geführt zu haben. Jetzt aber sagt er am Telefon: „Ich will nicht in einem Boot mit dieser Anwältin Felicia Langer sitzen. Wir werden nicht und nie verschwinden. Wir haben Hitler überlebt, auch den Arafat, und genau so werden wir den Ahmadinedschad und Felicia Langer überleben.“ Schomrat ist bis heute als Reiseführer für deutsche Gruppen tätig.

Viele Zuschriften an „Jerusalem Post“

Der Artikel von Benjamin Weinthal in der Online-Ausgabe der „Jerusalem Post“ hat am Sabbat mehr Reaktionen erhalten als jeder andere Bericht. Für „hasserfüllte Hetzer gegen Israel“, so Marlene aus Frankreich, gebe es einen heißen Ort im Nachleben: die Hölle. David Salinger glaubt, dass Juden und Israel wohl tatsächlich für den Untergang verdammt seien. Nicht die Gegner Israels entlegitimierten Israel heute auf der ganzen Front, sondern Juden wie „Frieden Jetzt“, „Schweigen brechen“ und Langer. „Vielleicht sind wir als Volk geistesgestört.“ Ein Kritiker meint, dass „Nazis stets selbst-hassende Juden für ihre Zwecke benutzt hätten, um Israel zu schwächen“. Ein anderer schreibt nur das Wort „Peinlich“.

Mehrere Schreiber meinen, dass Deutschland sich ebenso wenig gewandelt habe wie die jüdisch/israelischen Kapos (jüdische Gehilfen der Nazis in den KZ). Die Ehrung Langers sei ein „böswilliger antisemitischer Akt“. Deutschland positioniere sich als „Feind des jüdischen Volkes“. Das werde Konsequenzen haben, meint David Kaplan. Erich aus Deutschland warnt die „schlafenden und blinden Juden Europas“ vor dem „Zeichen an der Wand“, wenn Leute wie Daniel Barenboim, Langer oder ein französischer Professor, der behauptet, es gebe das jüdische Volk gar nicht, mit Auszeichnungen überschüttet würden. Im gleichen Sinne ruft Makevet aus Israel ihre „Brüder und Schwestern“ in Deutschland und Europa auf, nach Israel zu kommen, solange sie die Wahl hätten. „Lasst Europa in seinem eigenen Saft schmoren…Wer konstruktive Kritik hat, sollte heimkommen, es aussprechen und helfen, uns zu verbessern.“ Maria fragt unter der Überschrift „Selbsthassende Juden“, wieso es nicht einen einzigen Araber oder Moslem gebe, der Hamas, Hisbollah, den militanten Dschihad oder den expansionistischen Islam kritisiere. Raymond aus den USA bedauert, dass Kritik an Israel als „Zeichen für Mut“ gelte und Grund sei, Langer mit einer Medaille zu ehren.

Für Renny aus Israel sind Langers Ansichten „schlimmer als die des Ahmadinedschad“, weil sie Jüdin sei. Nehama Purta aus Israel erinnert an die Zeit, als Anwältin Langer vor Gericht die schlimmsten palästinensischen Terroristen vertreten habe. Außerhalb des Gerichtsaals habe sie Abscheu über Israel geäußert, das damals seine „sozialistische Phase“ durchmachte, weil es „zu kapitalistisch“ sei. Daraufhin sei Langer erst einmal in die USA (sic) ausgewandert. „Sie ist gestört. Ebenso Deutschland.“

Ein Witzbold warnt die Hamas und den Iran. Die sollten sich nicht irre führen lassen. Langers Hass sei nur eine Tarnung. In Wirklichkeit arbeite sie für den Mossad.

Nur vereinzelte Schreiber loben Langer und danken ihr dafür, „die Nazis in Israel“ zu beunruhigen.

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