GAZA (inn) – Fast 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen in den Palästinensischen Autonomiegebieten wollen später ein Schahid (Märtyrer) werden. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Zentrums für Seelische Gesundheit (GCMHP) in Gaza hervor.
Von den Befragten gaben 24,7 Prozent an, als Schahid sterben zu wollen, sobald sie 18 Jahre alt seien.
Nach Angaben von Institutsleiter Eyad Saradsch zeigt die Umfrage zudem bei 97,5 Prozent der palästinensischen Kinder posttraumatische Symptome. Demnach haben 84,1 Prozent der Teilnehmer bereits an einer Beerdigung teilgenommen. 83,2 Prozent sind Augenzeugen einer Schießerei gewesen. 61,5 Prozent haben einen Verwandten gesehen, der getötet oder verwundet worden war.
Insgesamt waren 944 Palästinenser zwischen zehn und 19 Jahren befragt worden.
Saradsch gilt als der wichtigste Psychiater im Gazastreifen. Vor acht Jahren hatten ihn palästinensische Sicherheitskräfte inhaftiert. Der Grund: Er hatte PLO-Chef Jasser Arafat vorgeworfen, die Sitten einer Diktatur und Korruption in die Autonomiegebiete einzuführen. Derzeit warnt er vor den möglichen Folgen eines israelischen Rückzugs aus dem Gazastreifen, berichtet der Informationsdienst „Walla“. Saradsch befürchtet, dass es dann zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppierungen von Arafats Fatah-Partei kommen könnte. Seiner Ansicht nach könnten arabisch-europäische Einsatztruppen dies allerdings verhindern.