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Ein Streifzug durch das Land der Bibel

In seinem Buch „Lass das Land erzählen“ beschreibt Assaf Zeevi biblische Geschichten und die Verbindung zwischen dem Land und Volk Israel sowie der jüdischen Tradition. Das Buch bietet Mehrwert für Leute, die sich erstmals mit dem Thema Israel beschäftigen – und auch für die, die das Land schon oft bereist haben. Eine Rezension von Merle Hofer
Der Israeli Zeevi erklärt, warum „Wüste“ mitunter auch als „Weide“ übersetzt werden kann

„Israel ist viel mehr als eine Kulisse.“ Davon ist der Autor Assaf Zeevi überzeugt und möchte den Lesern neue Dimensionen zum Land der Bibel eröffnen. Zeevi wagt einen chronologischen Rundumschlag durch das Land der Bibel: Er gibt eine geschichtliche Einordnung über die Zeit der Erzväter, Moses und Josuas sowie über die Zeit der Richter, Könige und Propheten. Schließlich beschreibt er die Lebenswirklichkeit Jesu.

Zeevi schreibt Sätze wie: „In dieser Kultur entwickelte sich eine eigenartige Denkweise, eine eigene geistliche Welt – die Welt, in der auch Jesus wirkte. Israel ist ein Land, ein Volk und ein Geist. Ein Geflecht. Manchmal ist unklar, wo die Grenzen zwischen Land, Volk und Geist verlaufen. Oft sind sie in ihrer Wechselbeziehung untrennbar.“ Solche Sätze muss der Leser durchdenken. Anschaulich erklärt der Autor Zeevi, was er damit meint.

Die zahlreichen Erklärungsansätze Zeevis sorgen für ein tieferes Verständnis der Bibel und seiner Umgebung. So weist er darauf hin, dass die biblischen Könige Israels weniger mit unserer heutigen Vorstellung von Monarchie kongruent sind, sondern sie vielfach eher „Bürgermeister eines ausgewachsenen Dorfes, eine Art Stammesführer“ mit eigener Streitmacht waren.

Neue Einblicke in das Wort für „Wüste“

Zeevi wagt sprachliche Exkurse und erklärt vereinzelte Wörter seiner Muttersprache, die auch sprachunkundige Leser abholen. Das Wort „Midbar“ etwa wird meist als Wüste verstanden, im Buch Micha aber als Weide übersetzt. Der Autor sieht hier keinen Widerspruch, sondern erklärt, dass „im biblischen Land die Wüste nach dem benannt wurde, was in ihr gerade noch möglich war“. Der Schlüssel liege in der unterschiedlichen Denkweise: „Während Acker-und Plantagenbau in der Wüste fast ausgeschlossen ist, bleibt das Weiden möglich. In vielen Teilen der israelischen Wüsten konnten Menschen trotz der kargen Landschaft von Viehzucht leben.“

Der Autor und studierte Landschaftsarchitekt ordnet archäologische Funde ein und erklärt den Streit der bibelkonformen mit den bibelkritischen Archäologen um das Davidische Reich: „Das klingt nach einer langweiligen akademischen Diskussion. Ist es aber nicht, denn im Kern geht es dabei um nichts anderes als um die Glaubwürdigkeit der Bibel.“

Assaf Zeevi: „Lass das Land erzählen. Eine Reise durch das biblische Israel“, SCM Hänssler, 288 Seiten, 19,99 Euro, ISBN: 978-3-7751-6075-9 Foto: SCM Hänssler
Assaf Zeevi: „Lass das Land erzählen. Eine Reise durch das biblische Israel“, SCM Hänssler, 288 Seiten, 19,99 Euro, ISBN: 978-3-7751-6075-9

Neben den zahlreichen Bezügen zum Alten Testament geht Zeevi immer wieder auch auf Bibelstellen aus dem Neuen Testament ein. So erläutert er das Konzept der „himmlischen Stimme“, die in Matthäus 3 während der Taufe Jesu, angelehnt an ein Zitat aus dem Jesaja-Buch, überliefert ist. Zeevi bezieht sich auf Stellen im Talmud, wenn er erklärt: „Die himmlische Stimme ist nach jüdischem Verständnis eine bestimmte Ebene der Kommunikation Gottes mit Menschen. Die höchste Stufe ist die Begegnung von Angesicht zu Angesicht, die zweite das direkte Reden Gottes, die dritte die Prophetie, die vierte der Heilige Geist und die fünfte die himmlische Stimme.“ Zur Zeit des Zweiten Tempels sei diese Stimme immer wieder gehört worden.

Wissen über die biblische Lebenswirklichkeit

Der Autor lädt die Leser ein, sich das Land genauer anzuschauen: Wer auf Archäologie achtet und sich mit der traditionellen Lebensweise der Beduinen beschäftigt, wird vertrauter auf manche biblische Geschichten blicken.

Unaufdringlich lässt Zeevi die Besonderheiten seiner Biographie in das Buch einfließen: 1982 als Sohn ungarischer Einwanderer in Israel geboren, lernte er das Land schon früh kennen und lieben. Er erzählt, wie schon als Teenager der Wunsch in ihm wuchs, Reiseleiter zu werden. Der Israeli ist mit einer Deutschen verheiratet und lebt mit seiner fünfköpfigen Familie am Bodensee. Für einen Schweizer Reiseveranstalter hat er mehr als 200 biblische und christliche Reisegruppen in Israel geführt, sodass ihm die Fragen und Interessen eines deutschsprachigen Publikums vertraut sind.

Das Buch ist für Leser geeignet, die ihr Wissen zur Lebenswirklichkeit der Bibel sowie zur Geschichte des Landes Israel vertiefen möchten. Es eignet sich auch als Nachschlagewerk zur Vor- oder Nachbereitung einer Israelreise. Der Text wird aufgelockert durch angedeutete Landkarten zur Geographie und ansprechende Infokästen zu jüdischen Konzepten oder biblischen Ereignissen. Eine Bereicherung sind auch Farbfotos von angesprochenen Landschaften oder archäologischen Funden.

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