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Ein Spion unter den Terroristen

Ein junger Mann mit Faszination für Rechtsextremismus landet bei palästinensischen Terroristen und spioniert diese schließlich für die CIA aus. Eine ZDF-Doku erzählt dieses spannende Leben des Willi Pohl. Der Film hätte stellenweise aber stärker auf Details eingehen können. Eine Filmkritik von Daniel Frick
Willi Pohl Mitte der 1970er Jahre irgendwo im Nahen Osten. Er gehörte als Mitglied des „Schwarzen September“ zu den engsten Vertrauten von PLO-Chef Arafat.

Ab Ende der 1960er Jahre haben Palästinenser das Mittel des spektakulären Terrors für sich entdeckt. Trauriger Höhepunkt war der Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft während der Spiele im Jahr 1972 in München. Bei den Vorbereitungen half auch der Deutsche Willi Pohl mit, dessen Leben die ZDF-Doku „Arafats Söldner“ am Sonntagabend erzählt.

Pohl ist heute auch bekannt als Krimi- und „Tatort“-Autor Willi Voss. Tatsächlich war es bereits als Kind sein Traum, Schriftsteller zu werden. Er geriet aber auf die schiefe Bahn, und erhielt über Gefängniskontakte Zugang zu palästinensischen Terroristen, namentlich zur Fatah, der Terrorgruppe von Palästinserführer Jasser Arafat.

Die Palästinenser sahen in Pohl ihren Nutzen, weil sie damit eine Person für „Dienste“ in Europa hatten. Da interessierte sie auch wenig, dass Pohl im Gefängnis eine Faszination für rechtsextreme Ideen entwickelt hatte. Allein die Unterstützung für die Palästinenser mit dem gemeinsamen Feind Israel zählte. Pohl wiederum erhielt seinerseits von der Fatah, was er in dieser Lebensphase wohl vermisste: Wertschätzung. Oder in seinen Worten: „Ich war ein Underdog, und hier hatte ich plötzlich eine Rolle, die eine gewisse Wichtigkeit hatte.“

Einschneidendes Erlebnis

Ein Einschnitt kam im Frühjahr 1975: Pohl erhielt den Auftrag, von Beirut nach Europa zu fahren. Offenbar ohne sein Wissen versteckte sein „Arbeitgeber“ in dem Auto auch Waffen und Sprengstoff. Als der Transport an der rumänisch-jugoslawischen Grenze aufflog, wurde ihm klar: „Ich bin nichts weiter als ein dummer Affe, den sie ausnutzen wollen.“

Mit dem Gefühl, betrogen worden zu sein, wandte er sich an die amerikanische Botschaft in Belgrad und bot seine Dienste als Spion an. Für den Auslandsgeheimdienst CIA war dies ein Glücksfall: Pohl hatte als Fatah-Mitglied Zugang zu den Büros in Beirut und lieferte unter hohem persönlichen Risiko sensible Informationen.

Sein Doppelleben kam zu einem vorläufigen Ende, als er von einer christlichen Miliz im Libanon verschleppt und gefoltert wurde. Nachdem er im Zuge eines Gefangenenaustausches freikam, kehrte er nach Deutschland zurück. Immer noch ein Fatah-Mitglied mit Zugang zu Informationen, spionierte er von Europa aus bis Anfang der 1980er Jahre weiterhin für die CIA, während er sich auch der Schriftstellerei zuwandte. Die Informationen, die er lieferte, verhinderten eine Reihe von Terroranschlägen, auch gegen jüdische und israelische Ziele.

Ambivalentes Resumee

Eine Dokumentation über das Leben von Willi Pohl alias Willi Voss ist schon durch ihren Stoff spannend. Sie wirft zudem ein Schlaglicht auf die selten beleuchtete Zusammenarbeit zwischen Neofaschisten und Palästinensern. Der Film hätte an einzelnen Stellen aber stärker ins Detail gehen können. So sagt Voss, dass er sich während seiner Zeit als CIA-Agent den palästinensischen Terroristen eigentlich näher fühlte. Für wen hätte er sich entschieden, wenn er freie Wahl gehabt hätte?

Am Ende resümiert der heute 74-Jährige zudem, er sei mit sich im Reinen, da er zwar einerseits am Terror mitgewirkt, andererseits aber auch durch seine Agententätigkeit Anschläge verhindert habe. Eine klare Distanzierung von Terror hört sich anders an.

„Arafats Söldner – Die drei Leben des Willi Pohl“, ZDF, 14. Juni, 23.45 Uhr, 45 Minuten

Von: df

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