Er war einer der beliebtesten Politiker Israels, besuchte als erster Präsident des jüdischen Staates Ägypten, beschäftigte sich intensiv mit spanischer Kirchengeschichte und feierte Erfolge als Theaterautor: Jitzhak Navon brillierte in vielen Bereichen. Am Freitagabend ist er im Alter von 94 Jahren in Jerusalem gestorben.
Als Navon 1978 im Alter von 57 Jahren der fünfte Staatspräsident wurde, hatte Israel gerade einen politischen Umbruch hinter sich: Ein Jahr zuvor kam zum ersten Mal die konservative Likud-Partei mit Premier Menachem Begin an die Macht. Seit der Staatsgründung 1948 hatten linksgerichtete Bündnisse regiert, denen auch Navon angehörte.
Navon war der erste in Jerusalem geborene Staatspräsident. Seine Vorgänger waren allesamt eingewandert. Er war auch der erste Präsident, der mit seinen Kindern, Sohn Eres und Tochter Na’ama, in die Präsidentenresidenz zog. Und als einziger Präsident ging er nach seiner Amtszeit zurück in die Politik. 1983 verzichtete er auf eine zweite Amtszeit. Als Politiker wollte er „Fehler“ wie den Ersten Libanonkrieg 1982 verhindern. Doch schon als Präsident nahm er politisch Einfluss: 1982, nach den Massakern in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatilah bei Beirut, forderte Navon unter Androhung von Rücktritt eine juristische Aufarbeitung. Zustande kam die Kahan-Untersuchungskommission, die den Rücktritt des damaligen Verteidigungsministers Ariel Scharon zur Folge hatte. Von 1984 bis 1990 war Navon schließlich Bildungs- und Kulturminister. Zwei Jahre später zog er sich endgültig aus der Politik zurück.