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„Ein prähistorischer Picknickplatz“

Bevor in Israel eine Neubauung möglich ist, inspizieren für gewöhnlich Archäologen das Gelände. Im Zentrum des Landes stoßen sie dadurch auf 500.000 Jahre alte Funde, die für jene Zeit ungewöhnlich ausgeklügelt sind.
Bei der Ausgrabung sind unzählige Handäxte aus Feuerstein zutage gekommen

DSCHALDSCHULIA (inn) – Israelische Archäologen haben im Zentrum des Landes zahlreiche sehr gut erhaltene prähistorische Handäxte aus Feuerstein entdeckt. Sie stammen aus der Altsteinzeit und sind etwa 500.000 Jahre alt. Der Fundort befindet sich am Rande der arabisch-israelischen Stadt Dschaldschulia nordöstlich von Tel Aviv, wo ein neues Viertel gebaut werden soll. Doch vor Baubeginn durften Archäologen – wie in Israel üblich – das Gebiet unter die Lupe nehmen, wie die Tageszeitung „Ha’aretz“ berichtet.

„Normalerweise gräbt man bei diesen Untersuchungen einen oder zwei Meter und geht nach Hause“, sagte die Archäologin der Israelischen Altertumsbehörde (IAA), Lena Brailovsky, dem Blatt. „Aber wir wussten, dass wir auf Freiflächenanlagen, die sich in der Nähe eines Flusses befinden, damit rechnen können, prähistorische Stätten zu finden.“ Nachdem sie etwas mehr als fünf Meter gegraben hatten, stießen sie an den Ufern eines alten Flussbettes auf viele Schichten mit Tierknochen und Feuersteingeräten.

Die Stätte wurde im November 2016 entdeckt, sie umfasst etwa einen Hektar. Für die Ausgrabung verantwortlich sind die IAA und die Universität Tel Aviv. Deren Archäologe Ran Barkai sagte unlängst gegenüber „Ha’aretz“: „Es war wie ein prähistorischer Picknickplatz, an den die Menschen immer und immer wieder zurückkehrten.“ Mit der Zeit habe das Wasser seinen Lauf geändert, und die Menschen seien mit ihm weitergezogen. In einer Mitteilung der IAA werden Barkai und Ausgrabungsleiterin Ma’ajan Schemer zitiert. Sie sagen, die Stätte habe drei wichtige Bedürfnisse der alten Jäger und Sammler erfüllt: klares Wasser, Pflanzen und Tiere als Nahrungsmittelquellen sowie Feuersteinknollen zur Herstellung von Werkzeugen.

Bei der Ausgrabung, die im Dezember endete, sind zwei verschiedene Sorten von Äxten aufgetaucht. Die einen wurden hergestellt, indem ein Mensch so lange auf den Stein schlug, bis dieser die gewünschte Form erhalten hatte. Diese Technik war zu jener Zeit verbreitet. Die andere Sorte zeugt hingegen von einer gewissen Planung, sie entstand nach der sogenannten Levalloistechnik. Dabei wird ein Kern durch gezielte Präparationsabschläge dahingehend bearbeitet, dass letztlich mit einem Schlag ein gezieltes Abschlagwerkzeug aus ihm herausgeschlagen werden kann.

„Außergewöhnliche Funde“

Ausgrabungsleiterin Schemer erklärte: „Die Funde sind erstaunlich, sowohl in ihrem Erhaltungszustand als auch in ihren Auswirkungen auf unser Verständnis von dieser alten Materialkultur. Wir sehen hier eine weite technologische Vielfalt, und es besteht kein Zweifel, dass eine tiefgehende Untersuchung dieser Funde einen großen Beitrag zum Verständnis des Lebensstils und des menschlichen Verhaltens während der Zeit leisten wird, in der der Homo Erectus unsere Region bewohnte.“ Der Homo Erectus soll vor etwa 1,8 Millionen Jahren als erster Hominide Afrika verlassen und sich über Eurasien verbreitet haben.

Auch Barkai ist begeistert: „Es ist kaum zu glauben, dass zwischen Dschaldschulja und der Schnellstraße 6, fünf Meter unter der Oberfläche, eine etwa eine halbe Million Jahre alte Landschaft so erstaunlich erhalten wurde. Diese außergewöhnliche Stätte wird uns befähigen, das Verhalten unserer direkten prähistorischen Vorfahren aufzuspüren und ihren Lebensstil und Verhalten auf der sehr langen Reise der menschlichen Existenz zu rekonstruieren. Die Vergangenheit von uns allen, von allen Menschen, ist in der Erde begraben, und wir haben eine einmalige Gelegenheit, eine halbe Million Jahre zurückzureisen und die alten Menschen, die hier lebten, besser kennenzulernen.“

Von: eh

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