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Ein Mensch und seine Lebenstage

Auf der Beerdigung von Aura Herzog geht der Oberrabbiner von Tel Aviv, Israel Meir Lau, der Frage nach, was der Begriff „betagt“ in der Bibel meint. Israelnetz gibt einen Auszug seiner Grabrede wieder.
Von Israelnetz

Aura Herzog würde ich einen Ausdruck zuschreiben, der uns bei Abraham und David begegnet. „Abraham war alt und betagt …“ (1. Mose 24,1). Doch ist „alt“ und „betagt“ nicht dasselbe? Wahrscheinlich nicht. „König David war alt und betagt …“ (1. Könige 1,1) – ist das nicht dasselbe? Nein! Vielleicht ist „alt“ eine Frage des Alters, doch „betagt“ ist ein Lob.

Ein Mensch führt seine Tage mit sich. Die Tage sind nicht auf der Strecke geblieben, das heißt, sie sind nicht vergeblich gewesen, sondern mit ihm gegangen. Er ist betagt (Hebräisch: kommt mit den Tagen, hat Tage mit sich geführt). Abraham wurde 175 Jahre alt, David aber nur 70. Trotzdem wird er als betagt bezeichnet.

Aura hat ebenso ihre Tage „mit sich geführt“. Sie wurde 97 Jahre alt und war bis in ihre letzten Jahren bei klarem Verstand, aktiv, voller Leben und Vitalität. Sie „führte ihre Tage mit sich“. Zu diesem Ausdruck möchte ich einen Gedanken äußern.

Der Prophet Jesaja endet mit dem Kapitel 66. Dort führt er einen sehr, sehr interessanten Vers an: Der Heilige, gepriesen sei Er, möchte uns beruhigen. All die Zerstörungen und was uns erwartet – der Prophet hat alles im Voraus gesehen. Noch bevor er über das Ende der Tage spricht und bevor der gleiche Jesaja davon spricht, dass „der Wolf mit dem Schaf wohnen wird“ – er weiß, was uns erwartet. Er lebte vor der Zerstörung des Ersten Tempels. Darauf folgte die Zerstörung des Zweiten Tempels und ein sehr langes Exil. Und dann sagt er im letzten Kapitel: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“

Von allen Bildern der Welt vergleicht der Heilige, gepriesen sei Er, sich selbst mit einer Mutter. Wie ein Mensch von seiner Mutter getröstet wird, werde ich, der Herr der Welt, euch trösten und „an Jerusalem sollt ihr getröstet werden“.

So lautet der Vers, es ist nicht der Vater und nicht der Großvater, nicht die Onkel und nicht einmal die Geschwister. Es geht um eine Frau, die eine glorreiche Familie gegründet hat. Wir sehen hier Joel, Michael, den Präsidenten Jitzchak und Ronit sowie die ganze Familie. An ihrer Spitze steht sie, nicht nur als Hauptsache und tüchtige Frau – nein, auch „führte sie ihre Tage mit und brachte all Taten mit sich“. Sie war Mutter, die verstand, Trost und Beileid zu spenden. An Jerusalem sollt ihr getröstet werden.

Übersetzt von mh

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