Ein echter palästinensischer Märtyrer

JERUSALEM (inn) – Am Montag wurde in dem Jerusalemer Stadtteil Schuafat ein Palästinenser von Unbekannten ermordet. Baha Nabata wollte die Lebensbedingungen in seinem Viertel verbessern. Doch er musste offenbar sterben, weil er dafür mit Israelis zusammenarbeitete.
Aus Sicherheitsgründen wurde das arabische Viertel Schuafat vom Rest Jerusalems mit einer Mauer abgetrennt
Der 31-jährige Baha Nabata aus dem Jerusalemer Viertel und Flüchtlingslager Schuafat im Norden der Stadt starb am Montag im Kugelhagel. Sein Mörder entkam auf einem Motorrad und wird wahrscheinlich nie gefasst werden, denn Schuafat ist eine weitgehend rechtsfreie Zone. Das arabische Viertel gehört zwar zur Stadt Jerusalem und steht im Prinzip unter israelischer Verwaltung. Doch 2003 wurde es nach schweren Anschlägen während der zweiten „Intifada“ durch eine Mauer abgetrennt, um Terroristen von Israel fernzuhalten. Für Israelis ist das Gelände mit seinen radikalen palästinensischen Bewohnern lebensgefährlich. Israelische Polizei kann sich nur schwer bewaffnet und mit Militärschutz dorthin begeben. Andererseits kann sich dort auch die palästinensische Polizei aus Ramallah nicht blicken lassen, weil es offiziell unter israelischer Kontrolle steht. Gleiches gilt für Feuerwehr, Ambulanzen und Müllabfuhr. Seitdem Schuafat physisch von Jerusalem abgetrennt wurde, haben sich die Lebensbedingungen in dem Stadtteil rasant verschlechtert. Baha Nabata musste mit seinem Leben dafür büßen, dass er die Lebensverhältnisse in seinem heruntergekommenen Viertel verbessern wollte. Der angesehene Aktivist wollte die akuten Probleme lösen und nahm Kontakt auf mit der Jerusalemer Feuerwehr, der Stadtverwaltung, der Polizei, dem Innenministerium und anderen israelischen Einrichtungen. Meir Margalit von der linksgerichteten Meretz-Partei, bis vor Kurzem Mitglied im Stadtrat, hatte mit Nabata zusammengearbeitet und noch vor wenigen Wochen mit ihm gesprochen. Nabata, Vater von zwei Töchtern, erzählte ihm, dass er um sein Leben fürchte. „Mehr als einmal sagte er, dass die Menschen im Flüchtlingslager ihn für einen Kollaborateur mit Israel hielten“, berichtet Margalit. Erschüttert vom gewaltsamen Tod seines Bekannten, sagte er: „Es gab keinen anderen Weg, die Lebensbedingungen im Lager zu verbessern. Er musste sich an israelische Regierungsstellen wenden.“ Der Mord an diesem „sehr realistischen und pragmatischen Mann“, der sich intensiv um seine Gemeinde kümmerte, sei ein klares Signal an alle Palästinenser: Wer mit Israel zusammenarbeitet, der endet wie Nabata. Nabata hatte Pläne, die Straßen des Flüchtlingslagers neu teeren zu lassen, eine medizinische Notstation für die Bewohner einzurichten und Feuerwehrleute trainieren zu lassen. Er führte auch eine Jugendgruppe in dem benachbarten palästinensischen Viertel Ras Schehada. Gegen den Hass hatte er keine Chance. (uws)

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen