„Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem Herrn, eurem Gott“ (3. Mose 23,40).
Zum Laubhüttenfest gehören nicht nur Laubhütten, sondern auch ein Blumenstrauß aus „Früchten von schönen Bäumen, Palmwedel, Zweigen von Laubbäumen und Bachweiden“. Da die so genannten „vier Arten“ von Pflanzen ein biblisches Gebot sind, nehmen es orthodoxe Juden damit ganz genau. Im Laufe der Jahrhunderte haben die Rabbiner exakt festgelegt, wie dieser Feststrauß auszusehen hat.
So sieht man an den Tagen vor Beginn des Laubhüttenfestes auf den Märkten Jerusalems die jüdischen Familienväter mit ihren Kindern oder die Rabbiner mit ihren Schülern, wie sie sich den Laubhüttenfeststrauß kaufen. Jedes einzelne Teil wird genau unter die Lupe genommen und geprüft, ob es denn wirklich koscher, das heißt, für das Fest brauchbar ist.
Der „Etrog“, die „Frucht von schönen Bäumen“, ist eine besondere Zitrusfrucht. Der „Lulav“, ein Palmschössling, die „Aravah“, ein Weidenzweig, und die „Hadas“, der Myrtenzweig, werden zu einem Strauß zusammengebunden, der dann neben dem Etrog gehalten und während des Gottesdienstes zu bestimmten Gebeten und Bibellesungen geschwenkt wird. Chassidische Juden, die eher charismatisch-enthusiastisch veranlagt sind, können sich dabei regelrecht in Ekstase schwenken.
Wie bei allen Symbolen, die das religiöse Leben des jüdischen Volkes begleiten, sind auch in diesem Falle der lehrreichen Phantasie keine Grenzen gesetzt. Die vier Arten werden auf ganz unterschiedliche Weise gedeutet. Für die Kinder ist das Bibelunterricht zum Anfassen.
Eine Möglichkeit ist, die vier Arten als menschliche Charaktere zu erklären. Eine andere Möglichkeit – und im Blick darauf, dass das Leben in der Laubhütte die Wüstenwanderung des Volkes Israel vergegenwärtigen soll, auch näher – ist die Deutung des Laubhüttenfeststraußes auf vier Etappen des Weges in das Verheißene Land: Die Palme ist die Pflanze der Wüste. Die Weide zeugt vom Jordan, den das Volk durchziehen musste. Die Myrte steht für das unbebaute Land, das eingenommen werden muss, und die Zitrusfrucht schließlich zeigt, was das Land hergibt, wenn es vom Volk Gottes bebaut wird. Als „Erntedankfest“ steht beim Laubhüttenfest am Ende des Weges vom Palmwedel zur Zitrone dann natürlich der Dank und die Freude über die segensreiche Führung Gottes.
Ursprünglich war es im Tempel Sitte, die vier Arten nur am ersten Tag des Laubhüttenfestes zu tragen. Im Andenken an den zerstörten Tempel werden sie heute an allen sieben Festtagen in die Synagoge getragen.