„Ehrenmord“: Israelischer Araber verurteilt

TEL AVIV (inn) - Ein Gericht in Tel Aviv hat einen israelischen Araber zu 16 Jahren Haft verurteilt. Er soll an dem "Ehrenmord" an seiner Schwester beteiligt gewesen sein.

Hamda Abu Ghanem ist das neunte weibliche Mordopfer in der Familie innerhalb der vergangenen elf Jahre. Sie wurde im Januar 2007 erschossen, als sie in dem Haus ihrer Eltern in der jüdisch-arabischen Stadt übernachtete.

Laut Gerichtsprotokoll sagten mehrere weibliche Verwandte gegen den Tatverdächtigen Kamil Abu Ghanem aus. Eine Tante will Abu Ghanem beobachtet haben, als er in der Nacht das Haus der Familie betraten. Sie habe Schüsse gehört und ihn danach aus dem Haus rennen sehen. Die Frau hält sich seit ihrer Aussage versteckt und konnte somit nicht vor Gericht aussagen.

Zudem bestätigte das Gericht, die Polizei habe Schießpulver an der Kleidung des Mannes gefunden, die er zur Tatzeit getragen hatte. Der Angeklagte hingegen vertritt die Ansicht, er sei lediglich ein Komplize des Mörders gewesen. Er habe nur die Tür zum Haus geöffnet, damit die Schwester getötet werden konnte.

Die Familie sei laut Tageszeitung „Ha´aretz“ wohlbekannt in der Gegend von Ramle. Bereits mehrere Familienmitglieder seien erstochen, erschlagen oder erschossen worden. Aus diesem Grund halten sich die weiblichen Zeugen seit ihrer Zeugenaussage alle versteckt. „Ich will die Mauer des Schweigens brechen, ich will ‚Ehrenmorde‘ stoppen“, sagte eine Schwester des Mordopfers. „Hamda starb wegen nichts. Sie war ehrenwert. Die Menschen, die sie ermordeten, haben keine Ehre.“

Kritik an Ermittlungen

Arabische Aktivisten, die für die Rechte von Frauen eintreten, werfen der israelischen Polizei nun vor, die „Ehrenmorde“ nicht ausreichend zu verhindern. Sie würden die Morde als einen Teil der muslimischen Kultur akzeptieren. Nur Kamil Abu Ghanem und ein weiterer Mörder seien gefasst worden. Die anderen sieben Täter liefen noch frei herum. Die Polizei wiederum wies die Vorwürfe ab. Die Familienmitglieder hätten die Beweise vernichtet und gelogen, um die Mörder zu decken.

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