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Edelstein fordert Lehren aus der Scho’ah

Im Europäischen Parlament prangert Knessetsprecher Edelstein weltweiten Antisemitismus an. In dem Zusammenhang kritisiert er Heuchelei, etwa im Umgang mit dem Iran.
Edelstein zeigte den europäischen Abgeordneten in Brüssel eine antisemitische Karikatur aus dem Iran

BRÜSSEL (inn) – Knessetsprecher Juli Edelstein hat am Mittwoch in Brüssel zum Kampf gegen Antisemitismus aufgerufen. Im Europäischen Parlament war er Hauptredner einer Zeremonie anlässlich des bevorstehenden Internationalen Holocaustgedenktages, der am Samstag begangen wird.

Gemäß einer Mitteilung der Knesset ging Edelstein zunächst auf aktuelle antisemitische Vorfälle in Europa ein: „Juden in Bochum, Deutschland, werden bedroht und haben ihre Jüdischkeit versteckt; in Göteborg, Schweden, wurde eine Synagoge in Brand gesteckt. In Wien, London und Berlin waren Rufe ‚Tod den Juden‘ zu hören. Das geschah nicht 1933, sondern es waren Schlagzeilen des vergangenen Jahres.“ Deshalb sei die Frage, die er bereits vor einigen Jahren an gleicher Stelle aufgeworfen habe: „Was haben wir aus der Scho’ah gelernt?“

Der Likudpolitiker kam auf die Geschichte seines Vaters Juri zu sprechen, der die Scho’ah in der Ukraine überlebte. Er habe erzählt: „Ich habe keine Jugendfreunde mehr. Alle Kinder, mit denen ich in meiner Kindheit gespielt habe, sind jetzt in Babi Jar begraben.“ Beim Massaker von Babi Jar in Kiew ermordeten Nationalsozialisten 1941 binnen zweier Tage 33.000 Juden. Edelstein ergänzte: „Als ich Israel bei einer Zeremonie in Babi Jar vertrat, konnte ich nicht aufhören, an die fröhlichen Kinder zu denken, die einst dort spielten, und an meinen Vater, den einzigen von ihnen, der überlebte.“

Iranische Karikatur gezeigt

In seiner Rede kritisierte der israelische Parlamentspräsident Janusköpfigkeit und Heuchelei beim Thema Antisemitismus: „Politiker, Medien und Akademie – alle verurteilen Antisemitismus. Viele Mahnmale und Stelen wurden errichtet.“ Doch Synagogen in ganz Europa benötigten 24 Stunden am Tag Schutz. Juden in aller Welt trügen Kippa oder Davidstern nicht – aus Furcht, dass sie angegriffen werden könnten.

Edelstein lobte die Parlamentarier für ihre Anwesenheit bei der Gedenkzeremonie. „Aber was ist die Botschaft, wenn man den Rabbi der Gemeinde nach einem Hassverbrechen in Solidarität umarmt, aber gleichzeitig die Hamas als legitime Stimme im Gespräch ansieht?“, fragte er kritisch. Eine Delegation des Europäischen Parlamentes habe unlängst Teheran besucht. „Wurde dort die Holocaustleugnung erwähnt, die beim iranischen Regime zur Gewohnheit wurde? Ich bin sicher, dass niemand Kritik an der Ausstellung der antisemitischen Karikaturen geübt hat, die die schädlichsten Stereotypen verwenden.“

Zur Veranschaulichung präsentierte Edelstein eine antisemitische Karikatur, die die „6 Millionen“ als Zahl in einer Registrierkasse zeigt. „Eine Karikatur, die einen Preis gewonnen hat – und die die Juden als solche darstellt, die aus den Gräueln der Scho’ah Kapital schlagen wollen“, erläuterte er. „Für Antisemitismus kann es keine Ausrede geben. Und an jedem Ort, an dem der Antisemitismus sein hässliches Haupt erhebt, ist konsequentes und aufrichtiges Handeln dringend erforderlich.“

Einladung nach Jerusalem

Auch die umstrittene Jerusalem-Erklärung von US-Präsident Donald Trump thematisierte Edelstein: „Ich stehe hier in der Hauptstadt des vereinten Europas. Wir Juden haben Tausende von Jahren die Verbindung zu unserer Hauptstadt Jerusalem gewahrt. Und nach 70 Jahren israelischer Unabhängigkeit haben das auch die Vereinigten Staaten anerkannt.“ Er lud die Abgeordneten ein, Jerusalem kennenzulernen. Sie würden dann eine weltoffene Stadt erleben, in der Menschen aller Glaubensrichtungen ihre Religion ausüben könnten.

Zum Abschluss appellierte der Israeli an die europäischen Politiker: „Bitte lassen Sie Ihren Einfluss spielen, damit wir gemeinsam ein Ende des Antisemitismus ausrufen können und uns dem Ausspruch verpflichten: Nie wieder.“

Gedenken im belgischen Parlament

Bereits am Dienstag hatte Edelstein bei einer Gedenkveranstaltung im belgischen Parlament gesprochen. Er erinnerte an einen Lehrer, der im Iran für eine antisemitische Karikatur ausgezeichnet worden war. „Letztes Jahr – nachdem er den Preis gewonnen hatte – ernannte ihn seine Heimatstadt hier in Belgien zum ‚kulturellen Botschafter par excellence‘. Wenn ich nach seiner Karikatur urteile, bin ich allerdings nicht sicher, welche Kultur er vertritt“, merkte Edelstein an. Belgien müsse sich stärker gegen Antisemitismus und für das Scho’ah-Gedenken einsetzen.

Am 27. Januar 1945 wurde Auschwitz-Birkenau von Soldaten der Roten Armee befreit. Im Jahr 2005 legte die UNO dieses Datum als Internationalen Holocaustgedenktag fest. Israel hat einen eigenen Jom HaScho’ah, der in diesem Jahr auf den 12. April fällt. Aber der jüdische Staat beteiligt sich zusätzlich auch am internationalen Gedenken.

Von: eh

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