JERUSALEM (inn) – Am Sonntagvormittag hat erstmals eine unbemannte Drohne der Terror-Organisation Hisbollah den Norden Israels überquert. Die israelische Armee stand Augenzeugenberichten zunächst skeptisch gegenüber, bestätigte die Meldung jedoch nach Auswertungen von Radar-Aufzeichnungen.
„Es sah aus wie ein kleines Fernlenk-Flugzeug mit einer großen Spannweite“, berichtet ein Bewohner der Siedlung Schlomi gegenüber der „Jerusalem Post“. „Es flog etwa 80 Meter über unser Haus hinweg“. Die „Mirsad 1“ genannte Drohne sei „über das nördliche besetzte Palästina und dann einige Male über zionistische Siedlungen geflogen, erreichte um 10:30 Uhr die Küstensiedlung Naharija und kehrte sicher nach Hause zurück“, gab die Hisbollah am Sonntag bekannt.
Vor zehn Tagen hatte der Hisbollah-Anführer, Scheikh Hassan Nasrallah, angekündigt, die Hisbollah werde neue Methoden finden, den Verletzungen des libanesischen Luftraumes durch Israel zu begegnen. Die Organisation warnte zudem: „Ab heute schicken wir unsere Flugzeuge, wie es uns gefällt“.
Die israelische Armee bestätigte den erstmaligen Überflug der Drohne über die israelische Grenze. Er gebe der Hisbollah jedoch keinen ernstzunehmenden taktischen Vorteil, hieß es. Die „Mirsad 1“ ist eine kleine, ferngesteuerte Drohne mit einem Motor und einer kleinen Kamera. Ansonsten verfüge nur Ägypten über solche unbemannten Flugzeuge. Auch der Irak habe versucht, sie zu bauen, sei jedoch gescheitert, so die Armeesprecher. Lediglich der Iran habe über ein Jahrzehnt derartige Drohnen entwickelt.
Israels Verteidigungsminister Schaul Mofas sagte nach dem Kabinettstreffen am Sonntag, Israel mache den Libanon verantwortlich für alle sicherheitsrelevanten Vorfälle, die von ihrem Gebiet ausgingen. In diesem Jahr seien etwa insgesamt vier Katjuscha-Raketen von libanesischem Boden auf Israel abgefeuert worden, wahrscheinlich von Palästinensergruppen. Die libanesische Regierung tue jedoch nichts dagegen.
Die israelische Luftwaffe befürchtet, unbemannte Drohnen könnten mit Waffen ausgestattet werden. Auch die Bestückung mit chemischen oder biologischen Kampfstoffen sei möglich. „Theoretisch könnten sie das tun“, so der ehemalige Luftwaffen-Kommandeur Eitan Ben-Eliahu, „aber es ist sehr kompliziert, sie zu präparieren und sie auf ein bestimmtes Ziel zu steuern. Das beste ist, wir beängstigen die Bevölkerung gar nicht erst mit dieser Phantasie“.