Dramatische Entwicklungen in Syrien und Jemen

DAMASKUS / SANAA (inn) - Während das Augenmerk des Westens auf Libyen gerichtet ist, kommt es in Syrien und Jemen zu Entwicklungen mit möglicherweise größerer Tragweite für die arabische Welt. In der syrischen Stadt Dara´a nahe der Grenze zu Jordanien haben Kinder einen tödlichen Aufstand gegen das Regime der Familie Assad ausgelöst.

Inspiriert von den Revolutionen in Tunis und Kairo, hatten die jungen Syrer Parolen zu Freiheit und Demokratie an Wände gemalt. 15 Kinder seien von den syrischen Sicherheitsdiensten verhaftet worden, was in Dara´a Unruhen auslöste. Die syrischen Sicherheitsdienste schlugen die Proteste mit eiserner Hand nieder. Vier Demonstranten wurden dabei getötet, möglicherweise fünf.

Zu deren Begräbnis hatten sich Tausende eingefunden – für die Sicherheitsleute von Präsident Baschar al-Assad eine Gelegenheit, Dutzende zu verhaften. Wieder kam es zu gewalttätigen Zwischenfällen und mindestens einem Toten. Dara´a wurde derweil zu einer Sperrzone für Journalisten erklärt. Nach offiziellen Angaben seien die Demonstranten nicht von Sicherheitsleuten getötet worden, sondern von "Provokateuren, die sich als Sicherheitsleute verkleidet" hätten. Am Montag meldete die französische Nachrichtenagentur, dass Truppen rund um Dara´a zusammengezogen worden seien.

Auch in Damaskus haben die Menschen die Angst vor den Sicherheitsdiensten der Assad-Diktatur verloren und demonstriert. "Derartige Vorgänge waren in den letzten Jahrzehnten in Syrien undenkbar", sagte Ehud Ja´ari, ein israelischer Arabienexperte. Bisher unbestätigt seien Berichte über Unruhen unter aufständischen Kurden im Norden Syriens. Sogar in Kunaitra, einer halb zerstörten Stadt bei der scharf bewachten Waffenstillstandslinie zu den von Israel besetzten Golanhöhen, habe es Proteste gegen die syrische Regierung gegeben.

Auch in Homs sind am Wochenende Tausende Menschen auf die Straße gegangen. 1982 hatte Hafes al-Assad, der Vater des heutigen Präsidenten, von der Welt völlig unbeachtet, in der Stadt Hama über 10.000 Menschen massakrieren und den historischen Stadtkern zerstören lassen. Assad, Angehöriger der Alawiten-Minderheit von nur 12 Prozent der Bevölkerung Syriens, befürchtete damals einen Umsturzversuch durch die Moslembrüder.

Vater wie Sohn Assad gelten als die brutalsten aller Diktatoren in der arabischen Welt. Ihr Angstregime, das sie an der Macht hält, wurde mit der Feindseligkeit Israels gerechtfertigt. Namentlich nicht genannte Aufständische in Syrien, darunter in Banias, Aleppo und in Kunaitra, behaupten laut Medienberichten, dass der Assad-Clan und sein Geheimdienst von Israel unterstützt würden, als Gegenleistung für die Ruhe auf den Golanhöhen. Derartige Behauptungen dürften eher Verschwörungstheorien sein, genauso wie die Behauptung, dass Ghaddafi eine jüdische Mutter hatte und dass Mubarak ein "israelischer Agent" gewesen sei.

Seitenwechsel im Jemen

Im Jemen droht jeden Augenblick der Umsturz des Präsidenten Ali Abdullah Saleh, nachdem sich drei Brigadegenerale öffentlich auf die Seite der Aufständischen gestellt hatten. General Ali Mohsen al-Ahmar kommandiert die erste Panzerdivision des Jemen und war 32 Jahre lang engster Vertrauter des Präsidenten. Wie die beiden anderen Generale zählt Al-Ahmar zum Haschid-Stamm, dem auch der Präsident angehört. Er ist ein Veteran des Bürgerkriegs im Jemen und bekämpfte bis zuletzt aufständische Schiiten.

Kurz nach der Ankündigung des Seitenwechsels wurden zum Schutz der Demonstranten Panzer der meuternden Generale vor der Zentralbank, nahe dem Präsidentenpalais und auf zentralen Plätzen in der Hauptstadt Sanaa in Position gebracht. Die Ankündigung der Generale kam einen Tag, nachdem Tausende in das Stadtzentrum geströmt waren, um der 52 getöteten Demonstranten vom Freitag zu gedenken. Scharfschützen des Präsidenten hatten sie von Dächern aus nach dem Mittagsgebet erschossen.

Auch in Saudi-Arabien rumort es. Das Königshaus entnahm seiner reichgefüllten Schatulle ganze 93 Milliarden Dollar, um sie an die Bevölkerung zu verteilen.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen