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Diplomaten, ausgezeichnete Soldaten und Gesang

JERUSALEM (inn) - Die Diskrepanzen zwischen Israel und den Palästinensern sind an sich nicht groß. Diese Ansicht äußerte der israelische Staatspräsident Schimon Peres am Donnerstag vor ausländischen Diplomaten. Diese hatte er anlässlich des 64. Unabhängigkeitstages in seine Residenz in Jerusalem eingeladen.

Ein Friedensabkommen mit den Palästinensern würde Israel mehr Zeit lassen, um eine bessere Zukunft für seine Kinder aufzubauen, sagte Peres bei dem Empfang laut der Zeitung "Yediot Aharonot". Es werde nicht leicht sein, Frieden zu erlangen. Denn beide Seiten müssten überzeugt sein, dass es den erforderlichen Preis wert sei. Aus seiner Sicht sei die Kluft zwischen Israel und den Palästinensern sehr klein. Die Israelis müssten weiter Schritte einleiten, die den Frieden fördern.

Der 88-Jährige ging auch auf den "arabischen Frühling" ein. Er hoffe, dass die Veränderungen in der Region von möglichst wenig Blutvergießen begleitet sein würden.

Würdigung für 120 Soldaten

In der Residenz des Staatspräsidenten wurden am Nationalfeiertag auch 120 Soldaten für besondere Verdienste ausgezeichnet. Unter ihnen sind 43 Frauen. Sie erhalten ein Stipendium. Der älteste der gewürdigten Soldaten ist 25 Jahre alt. Der ultraorthodoxe Jude hat an mehreren Talmudhochschulen studiert, bevor er sich dem Militär anschloss. Beduinen und zwei arabische Christen gehören ebenso zu den Geehrten wie der Sohn einer christlichen Filipina und eines Argentiniers. Drei der Armeeangehörigen sind körperlich behindert. Dennoch leisten sie auf freiwilliger Basis ihren Wehrdienst, schreibt die "Jerusalem Post".

Zu den Soldaten, die eine Auszeichnung erhielten, gehört Chaja Schijveschuurder. Im August 2001 verlor sie ihre Eltern und drei ihrer sieben Geschwister beim Selbstmordanschlag auf die Jerusalemer Pizzeria "Sbarro". Die damals Achtjährige erlitt schwere Verletzungen. Die Familie war aus den Niederlanden nach Israel eingewandert. Nach dem Attentat kümmerten sich die älteren der überlebenden Geschwister um die jüngeren Kinder. Trotz der traumatischen Erfahrung hat sich Chaja ihren Traum erfüllt, in der israelischen Armee zu dienen.

Lebenswende im Wehrdienst

Jaakov Hai Weizman wiederum hätte als Jugendlicher sicherlich nicht mit einer solchen Ehrung gerechnet. In der Schule fiel er durch Gewalt und unangepasstes Verhalten auf. Er stach sogar auf einen Menschen ein. Die Polizei hatte mehrere Akten gegen ihn angelegt. Bis zum Abschluss durchlief er sieben Schulen. Wegen seiner kriminellen Vergangenheit wollte ihn das Militär nicht aufnehmen.

Doch Weizman blieb hartnäckig und erschien über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren regelmäßig im Rekrutierungsbüro. Schließlich wurde er zu einem Vorbereitungskurs zugelassen, in dem er herausragende Leistungen zeigte. Diese Erfahrung wurde zum Wendepunkt in seinem Leben. Unter 62 Soldaten, die sich für den Dienst an der Waffe bewarben, wurde er mit elf weiteren Kandidaten ausgewählt. Auch hier konnte er sich bewähren – und will nun Berufssoldat werden.

Peres wandte sich in einer Ansprache, die über Facebook sowie in mehreren Fernseh- und Radiosendern übertragen wurde, an die 120 Armeeangehörigen. "Sie sind herausragende Soldaten in einer herausragenden Armee", sagte der Präsident. Diese aktuelle Generation der geehrten Soldaten werde mit den Herausforderungen neuer und tieferer Horizonte an Land, in der Luft und auf dem Meer konfrontiert werden. "Sie werden die Technik des 21. Jahrhunderts beherrschen."

Das israelische Militär habe oft gegen scheinbar unüberwindbare Widrigkeiten gekämpft – und sie dank der Qualität ihres Personals dennoch überwunden, fügte Peres hinzu. Als Beispiel nannte er den Unabhängigkeitskrieg 1948/49. Damals hätten 650.000 notdürftig bewaffnete Juden 40 Millionen Araber besiegt, die deutlich besser ausgerüstet gewesen seien. In diesem Zusammenhang warnte er diejenigen, die Israel heute bedrohen: "Macht nicht dieselben Fehler wie in der Vergangenheit. Ihr bedroht uns aus einem Wunsch zu erobern, und wir verteidigen uns aus einem Wunsch nach Frieden." Die Kriege, die Israel nicht begonnen habe, hätten zu unerwarteten Errungenschaften geführt. "Israel bedroht niemanden und hat nicht den Wunsch, über irgendeine andere Nation zu herrschen."

Peres und Netanjahu als Sänger

Zu den Feierlichkeiten in der Residenz gehört auch die Veranstaltung "die Unabhängigkeit besingen". Dabei wählen der Staatspräsident, der Regierungschef, der Verteidigungsminister und der Generalstabschef je ein Lied aus, das sie teilweise selbst vortragen. Peres entschied sich in diesem Jahr für "Halleluja" – den Titel, der Israel 1979 den Sieg beim Grand Prix d’Eurovision de la Chanson (heute: Eurovision Song Contest) eingebracht hatte. Es sei nicht nur ein Lied, sondern ein Gebet, das Hoffnung biete. Er sang es zusammen mit Kindern, die im Fernsehprogramm "Musikschule" auftreten.

Premierminister Benjamin Netanjahu wählte gleich zwei Lieder: Eines war "Artzeinu Haktantonet" (Unser kleines Land), das auch unter dem Titel "Deine Wunder haben noch nicht aufgehört" bekannt ist. Hinzu kamen die letzten Zeilen des Kaddisch-Gebetes, das im Gedenken an Verstorbene gesprochen wird, "Osseh Schalom". Der Text des Liedes lautet übersetzt: "Der Frieden schafft in Seinen Höhen, Er schaffe Frieden über uns und über ganz Israel. Darauf sprecht: Amen."

Verteidigungsminister Ehud Barak bat um ein vertontes Gedicht von Leah Goldberg: "Ha’omnam" (Es ist wahr). Vorgetragen wurde es von der israelischen Sängerin Esther Rada. Generalstabschef Benny Ganz suchte sich "Anachnu lo Zrichim" (Mehr als das brauchen wir nicht) von Shlomo Artzi. Das Lied erzählt die Geschichte Israels in seiner eigenen Weise.

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