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Die Weihnachtsbotschaft des lateinischen Patriarchen

Eigentlich sollte die traditionelle Weihnachtsbotschaft des lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Michel Sabbah, eine Botschaft des Friedens sein. Ausgehend von Psalm 85, Vers 9, wo vom Frieden die Rede ist, den Gott seinem Volk zuspricht, sprach der höchste katholische Würdenträger im Heiligen Land in arabischer und englischer Sprache denn auch von der Heiligkeit, der Liebe, Stärke des Geistes und Reinheit des Herzens, um die er sich um des Friedens willen bemühen wolle.

Dabei sieht Michel Sabbah neue Hoffnung auf Frieden, nachdem „gewiss jeder von uns seine Lektion aus der Gewalt der Vergangenheit gelernt hat“. „Wir glauben,“ beteuerte der Patriarch, „dass Frieden möglich ist“, dass „beide Völker zu einem Zusammenleben in Frieden bestimmt sind“. „Die Israelis sind nicht verdammt, ewig in Unsicherheit und Krieg zu leben, ebenso wenig wie die Palästinenser für immer verdammt sind, um ein Ende der Besatzung zu bitten und auf der Straße des Todes zu bleiben.“

Eine Botschaft des Ausgleichs und der Verständigung sollte am Christfest selbstverständlich sein. Deshalb konterte der gebürtige Palästinenser Michel Sabbah denn auch die Journalistenfrage nach der Abwanderung der Christen aus dem Heiligen Land: „Ich kenne auch Muslime und Juden, Israelis, die dieses Land verlassen.“ Nur weil die Christen so eine verschwindende Minderheit seien, fiele der Wegzug eines jeden Einzelnen mehr ins Gewicht. Ebenso bezog er zur wirtschaftlichen Notlage der Palästinenser Stellung, indem er auf die neue Armut in Israel verwies.

Allerdings unterschied sich die Predigt auch in diesem Jahr nicht von den Botschaften der vergangenen Jahre darin, dass der lateinische Patriarch die Schuld am Blutvergießen in Nahost eindeutig Israel anlastet. „Die Gewalt ist eine Folge der Besatzung“, erklärte er der internationalen Presse in seinem Amtssitz in der Jerusalemer Altstadt. Die Tatsache, dass die radikal-islamischen Gruppen Islamischer Dschihad und Hamas auch das Territorium des Staates Israel von vor 1967 als „besetzte Gebiete“ betrachten, wies Sabbah als irrelevant zurück.

Im Gegensatz zur israelischen Seite unterstellte er den Palästinensern, „Friedenspläne akzeptiert zu haben“ – konnte dann aber nicht konkret sagen, welche Pläne damit gemeint seien. Überhaupt konnte man sich des Eindrucks einer gewissen politischen Naivität auf Seiten des geistlichen Oberhauptes der Katholiken im Heiligen Land nicht erwehren. „Die Trennungsmauer wird keine sicheren Grenzen schaffen“ heißt es in der Weihnachtsbotschaft, die in diesem Jahr erstmals auch in hebräischer Übersetzung schriftlich ausgehändigt wurde – so als gäbe es keine Statistiken, die die Effektivität der israelischen Militärmaßnahmen gegen den palästinensischen Terror belegen.

„Die Israelis sind die stärkere Partei. Sie haben alles in der Hand. Wenn sie nur wollen, können sie sofort Frieden haben.“ Trotzdem – und angesichts des behaupteten Friedenswillens auf palästinensischer Seite folglich unbegründet – mache Israel das heilige Bethlehem zu „einem riesigen Gefängnis“. Michel Sabbah prangerte die Gewalt der israelischen Seite an und verurteilte die „Jagd auf Gesuchte“, ohne den täglichen Raketen- und Mörsergranatenbeschuss vom Gazastreifen aus und die Versuche, Selbstmordattentäter nach Israel zu senden, von Seiten der Palästinenser mit auch nur einem Wort zu erwähnen. Damit stellt die katholische Kirche in Israel und den Palästinensischen Autonomiegebieten aber – bewusst oder unbewusst – das Recht des jüdischen Staates Israel auf Selbstverteidigung grundsätzlich in Frage.

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