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Die Königin der hebräischen Sänger ist tot

TEL AVIV (inn) – Am Samstagmorgen ist die Liedermacherin und Komponistin Naomi Schemer im Alter von 74 Jahren im Tel Aviver Ichilov-Krankenhaus einer schweren Krankheit erlegen. Sie hinterlässt ihren Ehemann Mordechai Horowitz, einen Bruder, eine Schwester, zwei Kinder und vier Enkel.

„Das Königreich der hebräischen Sänger hat seine Königin verloren!“, klagte die israelische Kultusministerin Limor Livnat in einer ersten Reaktion. Wie keine zweite habe Naomi Schemer, die „Frau aus Gold“, verstanden, „das zionistische Lebensgefühl in ihren Liedern zu verarbeiten und den Aufbau des Volkes Israel in seinem Heimatland zu beschreiben“.

1930 wurde die spätere „First Lady des israelischen Liedes“ im sozialistisch geprägten Kibbutz „Kvutzat Kinneret“ am Südufer des Sees Genezareth als Tochter der Kibbutzgründer Rivka und Amir Sapir geboren. Mit sechs Jahren erhielt sie Klavierstunden und studierte dann ab 1955 Musik in Jerusalem.

Während ihrer Zeit als Musik- und Rhythmiklehrerin in Kvutzat Kinneret heiratete sie in den 50er Jahren ihren ersten Mann, Gideon Schemer, und begann Lieder zu schreiben. 1959 erschien ihre erste Single mit acht Liedern. In den folgenden Jahrzehnten erlangte sie Berühmtheit für ihre Hits. Kaum ein Israeli hat ihre Lieder nicht im Kindergarten, in der Schule oder während der Armeezeit gesungen.

Anfang der 60er Jahre verließ sie ihren Mann und siedelte mit ihrer Tochter nach Paris über. In dieser Zeit entstanden eine ganze Reihe Lieder mit starkem französischem Einfluss. Nach ihrer Rückkehr nach Israel heiratete sie ihren zweiten Mann, den Rechtsanwalt Mordechai Horowitz, den sie bis zum Schluss als ihren besten Freund bezeichnet hat.

Auf Bitten des damaligen Jerusalemer Bürgermeisters Teddy Kollek schrieb sie 1967 das Lied „Jeruschalajim Schel Sahav“ („Jerusalem von Gold“) für das Israel Song Festival, wo es dann von Schuli Nathan aufgeführt wurde. Wenige Wochen später wurde Jerusalem im Sechstagekrieg wiedervereinigt und Naomi Schemers Lied wurde zu einer zweiten Nationalhymne. Die vierte Strophe des Liedes hat sie nach dem Krieg hinzugefügt.

In ähnlicher Weise traf das Lied „Lu Jehi“ den Nerv der israelischen Seele während des Jom-Kippur-Krieges im Jahre 1973. Das Lied war ursprünglich als hebräische Version des Beatles-Songs „Let it be“ gedacht. Ihr Ehemann überzeugte sie dann aber, dass der Text eine „hebräischere Melodie“ verdiene – und so wurde der „Blau-Weiß-Song“ geboren. In den 60er bis 80er Jahren gehörten die Lieder Schemers zu den meistgesungenen israelischen Liedern.

1983 wurde Naomi Schemer für ihren Beitrag zur Musik Israels mit dem Israel-Preis geehrt. Die Laudatio vermerkte, dass ihre Texte und Melodien die verborgenen Gefühle des Volkes Israel in einzigartiger Weise zum Ausdruck bringen. 2001 wurde sie mit der Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv geehrt. Danach erhielt sie auch noch einen Ehrendoktor der Hebräischen Universität in Jerusalem.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich Naomi Schemers politische Einstellung weg von ihren sozialistischen Wurzeln bis dahin, dass sie sich öffentlich mit der Siedlerbewegung „Gusch Emunim“ identifizierte. Trotzdem bemerkte Schimon Peres in seinem Nachruf: „Niemand hat das israelische Volk so vereinigt, wie Naomi Schemer.“

Am Sonntagabend um 18.00 Uhr wird sie in ihrem Heimatkibbutz „Kvutzat Kinneret“, wo viele israelische Pioniere begraben liegen, zur letzten Ruhe geleitet.

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