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Deutscher Buchhandel: Friedenspreis geht an israelischen Historiker

FRANKFURT/MAIN (inn) – Der israelische Historiker Saul Friedländer erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Der Stiftungsrat würdigt damit „den epischen Erzähler der Geschichte der Schoah, der Verfolgung und der Vernichtung der Juden in der Zeit nationalsozialistischer Herrschaft in Europa“.

In der Begründung des Stiftungsrats heißt es weiter: „Saul Friedländer ist einer der letzten miterlebenden und mitlebenden Historiographen des früh angekündigten, offen geplanten und mit maschineller Präzision ins Werk gesetzten Völkermordes. Er entzieht sich der in der Beschreibung von Geschichte angelegten Distanzierung und gibt jener Fassungslosigkeit Raum, welche die einzig mögliche Reaktion auf ein noch immer unfassbares Verbrechen ist.“

So beschreibe der Israeli nicht nur Entstehung, Vorbereitung und Vollzug des „Massenmordes von Nachbarn an ihren Nachbarn“, sondern „dokumentarisch genau, stilsicher und mitleidend die klassische Triade der Gewalt: die Täter und ihre Obsessionen, die Opfer und ihre Verzweiflung, die schweigende Menge der Zuschauer mit ihrer Lust und ihrem Schrecken – und wenige, zu wenige Retter. Saul Friedländer hat den zu Asche verbrannten Menschen Klage und Schrei gestattet, Gedächtnis und Namen geschenkt. Er hat den Ermordeten die ihnen geraubte Würde zurückgegeben, deren Anerkennung die Grundlage des Friedens unter den Menschen ist“.

Schoah in Frankreich überlebt

Der Historiker wurde am 11. Oktober 1932 als Pavel Friedländer in Prag geboren. Aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln emigrierte die Familie 1939 nach der Besetzung Prags durch die Deutschen nach Frankreich. Während ihr Sohn nach dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich als Internatsschüler und getaufter Katholik unter dem Namen Paul-Henri Ferland überlebte, wurden die Eltern wahrscheinlich 1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Nach dem Krieg wandte sich Friedländer unter dem Eindruck des Holocaust dem Judentum zu und wanderte 1948 in den neu gegründeten Staat Israel aus.

Nach seinem Studium lehrte er in Genf, Tel Aviv und Los Angeles. Als seine wichtigste Veröffentlichung gilt das zweibändige Werk „Das Dritte Reich und die Juden“. Für seine wissenschaftliche und literarische Tätigkeit hat Friedländer zahlreiche Ehrungen entgegen genommen. Hierzu gehören unter anderem der Preis der Leipziger Buchmesse (2007), der Geschwister-Scholl-Preis (1998), der „Yad Vashem Jacob Buchmann Award“ (1997), der „National Jewish Book Award“ (1997) und der „Israel Prize“ (1983).

Saul Friedländer hat drei Kinder und vier Enkelkinder. Nach Beendigung seiner Professur in Tel Aviv lebt er wieder vorrangig in Los Angeles.

Die Verleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 14. Oktober 2007, in der Paulskirche statt und wird live im Zweiten Deutschen Fernsehen übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

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