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Der Wasserkrieg in Nahost

JERUSALEM / RAMALLAH (inn) – Das Wasser ist knapp in Nahost und dennoch kein Kriegsgrund. Denn die Wasserverteilung wurde seit 1950 mit Abkommen geregelt. Die jüngst vom Europäischen Parlamentspräsidenten Martin Schulz genannten Zahlen widersprechen sogar offiziellen palästinensischen Angaben.
Bei diesen Wasserspielen ist vom angeblichen palästinensischen Mangel nichts zu sehen.

Die Osloer Verträge und weitere Abkommen regeln seit 1993 die Wasserverteilung zwischen Israel und den Palästinensern. Dennoch wird um das Wasser ein Propagandakrieg geführt.
Der Winterregen speist drei wassertragende Erdschichten, „Aquifer“ genannt. Der See Genezareth wird durch Flüsse aus Israel, dem Libanon, Syrien und Jordanien gefüllt. Hinzu kommen neue Entsalzungsanlagen, sodass Israel heute schon über einen Wasser-Überfluss verfügt. Einzigartig ist die Wiederaufbereitung von 90 Prozent des „Grauwassers“. In separaten Rohren wird es der Landwirtschaft zwecks Bewässerung zugeführt.
Insgesamt stehen zwischen Jordan und Mittelmeer 1.433 Millionen Kubikmeter (MKM) Frischwasser zur Verfügung. Laut israelischen Angaben „produzieren“ die Palästinenser aus illegalen Brunnen weitere 17 MKM, während Israel an Jordanien 50 MKM Wasser liefert, das im Winter im See Genezareth „zwischengelagert“ wird.
Im Jahr 2010 standen jedem Israeli 160 Kubikmeter zur Verfügung und jedem Palästinenser 129. Die Weltbank errechnete für Israelis 240 Kubikmeter, weil sie neben Frischwasser auch das aufbereitete Grauwasser mitrechnete.
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Frischwasser sei bei Israelis zwischen 1967 und 2009 von 504 Kubikmeter auf 137 gesunken. Im gleichen Zeitraum stieg der Verbrauch bei Palästinensern von 86 auf 90 Kubikmeter.
In Israel entspricht der Wasserverlust – durch gebrochene Rohre – mit 10 Prozent dem Durchschnitt in Industriestaaten. Bei den Palästinensern liegt der Verlust durch Diebstahl und mangelhafte Infrastruktur bei 33 Prozent.
Die Palästinenser verweigern die Verwendung aufbereiteten Grauwassers aus Israel. Sie lassen ihr Abwasser in die Natur ab, obgleich Deutschland Millionenbeträge für den Bau einer Kläranlage etwa bei Bethlehem bereitgestellt hat. Die Kläranlage müsste östlich von Bethlehem in israelisch-kontrolliertem Gebiet stehen. Nach palästinensischer Vorstellung käme das einer „Anerkennung“ der israelischen Besatzung gleich. Das Ablassen von Schmutzwasser in die Natur führt zu einer unumkehrbaren Grundwasserverseuchung.

Palästinenser erhalten subventioniertes Wasser

Die Palästinenser behaupten, einen vielfach höheren Wasserpreis zahlen zu müssen als Israelis. Tatsache ist, dass die Autonomiebehörde Wasser aus Israel zu einem subventionierten Preis erhält. Viele Palästinenser haben keine Wasserzähler, zahlen also gar nichts, wie der Bürgermeister von Udscha bei Jericho bestätigte. Er erwartet von der „internationalen Gemeinschaft“, dass sie ihm aus Ramallah zugeschickte Wasserrechnungen begleicht.
Ähnlich verhält es sich mit dem Strom. In Gaza sei es „nicht üblich“, die Stromrechnung zu zahlen, bestätigte mal ein EU-Beamter, um zu „erklären“, wieso die Europäische Union die Kosten für die Stromherstellung übernehme: „Damit die Menschen im Gazastreifen nicht im Finstern sitzen“. Die Schulden der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) an Israels Strom- und Wassergesellschaft belaufen sich auf mehrere hundert-Millionen Dollar. Aus politischen Gründen wagt es Israel nicht, diese Schulden mit monatlichen Überweisungen an die Autonomiebehörde aus eingezogenen Steuern und Zöllen abzutragen. Die Regierung in Ramallah könnte sonst nicht mehr die Gehälter bezahlen.

Illegale Brunnen und luxuriöse Swimmingpools

Die Israelis beklagen das illegale Bohren von über 300 Brunnen im Westjordanland. Im Gazastreifen hat illegales Abpumpen des Grundwassers zu einer humanitären Katastrophe geführt. Weil dem Aquifer zu viel Süßwasser entnommen worden ist, floss salziges Mittelmeerwasser nach und zerstörte das Süßwasser (Israelnetz berichtete). Israel liefert das Trinkwasser für die 1,2 Bewohner des Gazastreifens.
Ein klassisches Element der palästinensischen Propaganda sind die Swimmingpools in israelischen Siedlungen, weshalb den Palästinensern Wasser „geklaut“ werde. Doch palästinensische Hotels locken Gäste mit luxuriösen Schwimmbädern. Millionäre haben sich neben ihren Villen Schwimmbäder gebaut, teilweise mit olympischen Ausmaßen. Auf Verkehrsinseln in Hebron und Nablus stehen Springbrunnen mit Wasserspielen.
Die „Freunde der Erde“, eine Nichtregierungsorganisation mit Schwerpunkt auf Wasser, schrieben nach dem Eklat in einer Pressemitteilung: „Gemäß unseren Berechnungen lag 2011 der Wasserkonsum pro Kopf/Tag in Israel bei 250 Litern! (offenbar das aufbereitete Wasser für die Landwirtschaft mitgerechnet). Bei den Palästinensern im Westjordanland lag der Verbrauch pro Kopf/Tag demnach bei 70 Litern (nach Abzug von 30 Prozent Verlusten): Das ist ein Vielfaches mehr als jene von Martin Schulz erwähnten 17 Liter.
Die offizielle palästinensische Wasserbehörde gibt an, dass jedem Palästinenser gar 103 Liter pro Tag zur Verfügung stünden (offenbar ohne die Verluste abzuziehen).
Martin Schulz hatte in seiner Rede vor der Knesset einen jungen Palästinenser mit der Frage zitiert: „Wie kann es sein, dass Israelis 70 Liter Wasser am Tag benutzen dürfen und Palästinenser nur 17?“ Daraufhin waren Tumulte im israelischen Parlament ausgebrochen. Schulz gestand ein, dass er diese Zahlen nicht geprüft habe (Israelnetz berichtete).

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